Marl. .

Der Neubau des Kfz-Schulungszentrums klappte schneller als erwartet, so schnell, dass die Innung mit dem Feiern nicht nachkommt: Der Komplex auf einem 7300 qm großen Grundstück an der Herzlia-Allee mit Schulungsräumen und einem Werkstattgebäude (je 1000 qm) ist seit vergangener Woche in Betrieb, die Eröffnungsfeierlichkeiten werden nach den Herbstferien nachgeholt. 60 Auszubildende gewöhnen sich bereits an ihre hellen, ebenerdigen Schulungsräume, noch indes fremdeln sie mit der neuen Unterkunft ein wenig. Irgendwie liegen die Räume anders, sagt etwa Tim Schurat (29). Er macht schon seine zweite Ausbildung. Nach dem Autohandelskaufmann kommt nun der Kfz-Mechatroniker. Er arbeitet in einem Drei-Mann-Betrieb im Recklinghäuser Süden. Verkauf, Lager, Werkstatt, Reparaturen, Umbauten: „Man sollte über alles Bescheid wissen.“ Kfz-Mechatroniker sei sein „absoluter Traumberuf“. Kein Wunder, dass er nach der Arbeit weiterschraubt. Im Augenblick fährt er einen Golf und wartet, dass die Garantiezeit abläuft, „dann gehen wir da ran“.

Traumberuf Kfz-Mechatroniker? Marcel Theune (18) denkt nach. „Ein interessanter Beruf. Und man kann sich ja auch noch weiterbilden.“ Im Januar ist er mit der dreieinhalbjährigen Ausbildung fertig, will dann seinen Meister machen. Seinen Golf will er verkaufen, vorher noch das Sportfahrwerk ausbauen.

Für Vjaceslav Sidorov (17) steht das Auto erst 2013 an: „Ich liebe es, am Pkw zu schrauben.“ Auf dieser Ausbildung soll eine weitere folgen, die zum Industriemechaniker. „Ich könnte mir vorstellen, zum TÜV zu gehen oder Ingenieur zu werden.“ Und praktisch ist so ein Wissen auch. Die Verwandtschaft nimmt seine Tipps gerne entgegen.

Knapp 600 Azubis pro Jahr

„Es ist ein Beruf, der sich lohnt“, bekräftigt Dietlinde Stüben-Endres, Obermeisterin der Vestischen Innung des Kfz-Gewerbes, die Entscheidung der Azubis. Mit Sorge sieht sie aber Auswüchse, die insbesondere kleineren Firmen Probleme bereiten: wenn gute Gesellen mit ungewöhnlich hohen Löhnen von Opel abgeworben werden – einem Unternehmen, das mit Verlusten kämpft.

„Nicht alle, die wir hier in Marl im Blockunterricht ausbilden, bleiben am Ende auch im Kfz-Gewerbe“, erläutert Friederike Tanze-glock, Geschäftsführerin der Innung. Auch Großhändler oder Unternehmen des Werkstatt-Bedarfs brauchen Kfz-Mechatroniker. Knapp 600 Azubis nehmen im Jahr an den jeweils drei Wochen dauernden Lehrgängen teil. Dazu kommen Abendschüler der Meisterklasse (rund zwei Dutzend Teilnehmer) sowie Teilnehmer der Erwachsenenausbildung.

Für all diese Programme war es in den 1973 bezogenen Räumen der Kreishandwerkerschaft in Recklinghausen zu eng geworden. Dort hat inzwischen die Renovierung begonnen, um sie für andere Innungen zur Verfügung zu stellen.

In Marl machen sich Friederike Tanzeglock und Dietlinde Stüben-Endres derweil schon Gedanken über die Zukunft. Stüben-Endres: „Es gibt Perspektiven, den Standort weiter auszubauen.“ Man könnte nicht nur Azubis aus dem Vest und aus Gelsenkirchen aufnehmen, sondern vielleicht auch aus Gladbeck oder auch aus Bottrop. Denn: „Wir haben den nötigen Platz dafür.“