Ostvest.
Nichts macht mehr Spaß. Am Morgen quält man sich aus dem Bett, obwohl man am liebsten liegenbleiben würde. Die Arbeit geht nicht mehr so von der Hand, wie es früher einmal der Fall gewesen ist. Die Freizeitbeschäftigungen spielen plötzlich keine Rolle mehr im Leben. Man zieht sich in sein Schneckenhaus zurück, meidet Kontakte zu Freunden und selbst zu Familienmitgliedern, will mit der Umwelt nichts mehr zu tun haben.
Das sind typische Anzeichen für eine Depression. „Das Leben kommt einem dabei vor wie eine Hochgebirgswanderung“, weiß Jens Köster, seit September 2008 Chefarzt am St. Laurentius-Stift in Waltrop. Das Krankenhaus, eine Einrichtung der Vestischen Caritas-Kliniken, hat sich auf zwei Fachbereiche spezialisiert: die Psychiatrie und die Geriatrie.
Am Mittwoch öffnete die Psychiatrische Tagesklinik am St. Laurentius-Stift ihre Pforten, um über die verschiedenen Krankheitsbilder im Bereich der seelischen Erkrankungen aufzuklären und gleichzeitig Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. „Wir wollen Vorurteile reduzieren und Ängste nehmen“, begründet Jens Köster den Schritt in die Öffentlichkeit.
Depressionen gut behandelbar
Psychische Erkrankungen würden vom betroffenen Menschen oftmals nicht wahrgenommen. „Wenn man körperliche Beschwerden hat, geht man zum Arzt, weil etwas weh tut“, sagt der Chefarzt. Ist aber die Seele krank, dann merkt man es selbst oftmals gar nicht, obwohl man spürt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Man redet sich ein, nicht verrückt zu sein, braucht doch nicht zum „Irrenarzt“, wie es einmal hieß. Diese alten Vorstellungen geistern immer noch in den Köpfen vieler Menschen herum.
Das ist ein Grund, warum viele Patienten immer noch zu lange warten, ehe sie notwendige Hilfen durch Psychiater und Psychologen suchen. „Depressionen kommen in der Gesellschaft häufig vor, sind aber gut behandelbar“, klärt Jens Köster auf. Jeder Mensch habe andere Symptome, die man einordnen muss. Ist der Kern erkannt, kann die Therapie beginnen.
An die Öffentlichkeit gehen
„Es ist gut, wenn heutzutage Prominente ihre psychischen Erkrankungen an die Öffentlichkeit bringen.“ Jens Köster erinnert dabei an den Fußballtrainer Ralf Rangnick, der sich wegen seines psychischen Erschöpfungszustandes eine Auszeit nahm. Dabei machte das Wort „Burn-Out“ die Runde.
Nicht nur wer – wie man so schön sagt – voll im Leben steht und aufgrund zunehmender Belastungen weder aus noch ein weiß, läuft Gefahr, psychisch zu erkranken. Oftmals sind es auch ältere Menschen, die nach dem Verlust eines geliebten Partners vereinsamen, nur noch in Erinnerungen leben und depressiv werden. In solchen Fällen sind besonders die Hausärzte gefragt, um eine Verbindung zum „Seelendoktor“ herzustellen.
Die Geriatrie (Altenmedizin) und die Psychiatrie im Waltroper St. Laurentius-Stift arbeiten eng zusammen und bieten ein vielfältiges Behandlungsangebot, um gerade auch älteren Menschen die benötigte fachliche Hilfe zuteil werden zu lassen.