Marl. .

Es waren zwei prächtige Weinfeste und die Besucher in Hüls und in Alt-Marl waren wieder mal höchst zufrieden. Nur die Veranstalter nicht. Schockiert sahen sie, dass die Gebühren sich verdoppelt hatten. Im Mai in Hüls grummelten die Organisatoren noch unzufrieden. Doch jetzt im August in Alt-Marl war der Ärger nicht zu bremsen. Bernd Kaczor, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Hüls: „Da hat man keine Lust mehr.“

Als die Verwaltung am Tag vor dem Hülser Weinfest vorbeikam und (erwartungsgemäß) feststellte, dass alle Auflagen (ordnungsgemäß) erfüllt waren, bekam Susanne Bee („Hüls zieht an“) die Rechnung in die Hand gedrückt: Rund 3000 Euro Gebühren waren diesmal zu zahlen:

-Eine Sondernutzungsgebühr für die Nutzung der Straße

-Eine Marktfestsetzung für Messen und Märkte

-Eine Schankgebühr für das Abgeben von Alkohol

--Eine Genehmigung nach dem Landesemissionsschutzgesetz für die Musik vor und nach 22 Uhr.

Nicht gerechnet Müllabfuhr, Strom und Gema-Gebühren.

Kann das sein, staunten die Organisatoren in Hüls? „Bezüglich der Gebühren liegt offenbar ein Missverständnis vor insofern, als dass keine Gebühren erhöht wurden, sondern in diesem Jahr mehr Genehmigungen erteilt wurden“, teilt Stadt-Pressesprecher Rainer Kohl mit. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Wenzel hat sich bereits an den Bürgermeister gewandt, weil eine angebliche Erhöhung von mehr als 500 Prozent eine Schieflage sei, „die so nicht hingenommen werden kann und auch nicht im Interesse der Stadt sein kann“.

Tatsächlich ist es wohl keine Gebührenerhöhung. Sondern erstmals hat die Stadt Gebühren genommen, die beispielsweise beim Weinfest in Hüls seit mehr als 30 Jahren nicht angefallen waren. Es handele sich um Kann-Bestimmungen, bestätigt Susanne Bee. Die Stadt habe einen Ermessensspielraum bei Musikveranstaltungen, die zwischen 10 und 1000 Euro liegen. Marl nahm die Mitte: 500 Euro. Der Stadtpressesprecher wollte sich zu den Details nicht äußern. Bürgermeister Werner Arndt verschaffe sich derzeit einen Überblick.

Warum dauert das so lange, fragen sich die Hülser. Dort hat man die Gebühren zähneknirschend gezahlt. Eine Erstattung wird nicht erwartet. „Reine Genehmigungsgebühren“, ärgert sich Susanne Bee, „ohne eine Gegenleistung der Stadt.“ Die Verwaltung habe auch nicht im Vorfeld auf höhere Gebühren hingewiesen. „Das wäre fair gewesen, Dann hätte man schon darüber sprechen können.“

Nach dem Gebührenbescheid für das Alt-Marler Weinfest platzte dem Vorsitzenden der Werbegemeinschaft, Michel Schemberg, der Kragen, weil 2000 Euro an die Stadt zu zahlen waren.

Die Verwaltung habe offenbar eine falsche Vorstellung von den Festen, so Bernd Kaczor. Auch wenn in Hüls bei der CDU und den Schützen ein kleiner Gewinn in der Kasse bleibe, so werde doch die Veranstaltung von der Werbegemeinschaft finanziert. Und die Kosten gingen in die Tausende. Er mache sich Sorgen, ob die Mitglieder weiter bereit sind, Geld in die Feste zu stecken, das dann als Gebühren in die Stadtkasse fließe.

„Es geht darum, dass wir etwas den Menschen in dieser Stadt bieten“, so Schemberg. „Wir erleben in allen Stadtteilen ehrenamtliches Engagement bei diesen Veranstaltungen und wir würden uns keinen Gefallen damit tun, diese Aktivitäten zu unterbinden“, schreibt Peter Wenzel an den Bürgermeister.