Haltern am See. .

Josef Kortenkamp schaute sich das Ganze nur kurz an. Dann wendete er fuhr zurück nach Bochum. „Nee, was für ein Chaos hier. Da hat sich ja gar nichts geändert“, schimpfte der Mitfünfziger. Nach 20 Jahren hatte er sich mit seiner Familie das erste Mal wieder nach Haltern zum Silberssee aufgemacht. Damals war das Baden in dem Baggersee noch verboten. Dennoch lockte das Gewässer an Sonnenüberfluteten Wochenende 20- bis 30 000 Menschen an, die Ankühlung suchten. Das Badeverbot ließ sich nicht durchsetzen. Zunächst wurde es geduldet. Doch das führte zu chaotischen Verkehrsverhältnissen.

Um eben dies zu verhindern, beugten sich die Verantwortlichen der normativen Kraft des Faktischen. Das Baden wurde erlaubt. Die Betreibergesellschaft Silbersee wurde 1995 gegründet. Parkplätze für 2300 Kraftfahrzeuge wurden hergerichtet und eine Buslinie eingerichtet. Das „wilde Parken“ am Straßenrand und in den Vorgärten von Anwohnern sollte der Vergangenheit angehören. Das klappte lange Zeit gut. Doch mit den steigenden Temperaturen in den Sommermonaten war es mit der strukturierten Ordnung vorbei. Bereits im Juli dieses Jahres führte ein Massenandrang wieder zu Schwierigkeiten. Alte, längst bewältigt geglaubte Verkehrsprobleme traten wieder zu Tage.

„Da sind wir machtlos“

Nicht nur der Silbersee, sondern auch die Stauseen waren das Ziel von zigtausenden Menschen aus dem Ruhrgebiet, die Abkühlung suchten. „Da sind wir machtlos“, sagte gestern Georg Bockey, Sprecher der Stadt Haltern. Der See sei nun mal da, und man könne nur appellieren, an solchen Tagen nicht mit dem eigenen Wagen anzureisen. Die Stadt sehe in der Verkehrssituation vom Wochenende keinen Grund, tätig zu werden, außer den Ordnungsdienst zu verstärken. Wochenenden wie das letzte sollen in der nächsten Zeit öfters vorkommen. Dies ist in dem neuen Klimabericht, der am Mittwoch Thema im Stadtentwicklungsausschuss ist, nachzulesen. Aber auch zwei bis drei Wochenenden wie das letzte bringen die Stadt nicht ins Schwitzen. „Wir müssen damit leben und versuchen, mit ordnungsrechtlichen Maßnahmen der Lage Herr zuwerden.“

Reagiert auf die Verkehrslage vom Wochenende hat die Vestische. Normalerweise fährt ein Bus von Hauptbahnhof stündlich zum See. Zusätzlich wurde ein Einsatzwagen – der fährt, wenn der Bus voll ist – bereitgestellt. Nun wird an „Badetagen“ an Wochenenden bis zum 16. September von 10 bis 18 Uhr ein weiterer Bus eingesetzt.

Mehr Parkplätze

Beim RVR, Hauptanteilseigner der Silbersee-Betreibergesellschaft, macht man sich Gedanken. „Für uns stellt sich die Frage nach weiteren Ausweichparkplätzen. Das werden wir aber erst innerhalb der Gesellschaft besprechen müssen“, sagte gestern eine Sprecherin des RVR. Währenddessen bereitet sich die Stadt auf das nächste heiße Wochenende vor.