Marl. Mitten im Ruhrgebiet liegt ein Gebirge, das es vor einigen Jahrzehnten noch gar nicht gab: Die Halden und Deponien mit den Abfällen der Montanindustrie bilden mittlerweile eine beachtliche Bergwelt. Ein Ausflug zur Halde Brinkfortsheide in Marl.
Eigentlich sieht die Brinkfortsheide ziemlich fertig aus. Begrünt und mit frischen Baumpflanzungen macht der Sockel der Halde einen geradezu einladenden Eindruck. Oben drauf sieht es aber noch ganz anders aus – und die weiß-roten Schilder sprechen eine deutliche Sprache: Hier ist der Bergbau noch lange nicht fertig.
Was man von unten nicht sieht, dürfen sich gelegentlich Schulklassen oder Politiker unter sachkundiger Führung und Aufsicht von oben angucken. Noch arbeitet das Bergwerk Auguste Victoria, und noch wird die Halde gebraucht. Aber hier wird nicht mehr willkürlich Gestein aus der Grube aufgeschüttet, hier wird gewirtschaftet, modelliert und bewirtschaftet.
Drei Flotationsteiche auf der Halde
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Mit Plan und nach neuesten Erkenntnissen. Z.B. in der Wasserwirtschaft. Auf Brinkfortsheide gibt es seit 2008 so genannte Flotationsteiche, denn nicht nur Gestein muss irgendwo abgeladen werden, sondern auch Bergeschlämme aus der Kohleaufbereitung (aus dem Flotationsverfahren). Diese werden mit Tankwagen auf die Halde gebracht, wo sie in einen Kreislauf mit drei Teichen gebracht werden.
Im ersten wird etwa ein Jahr lang der Schlamm abgeladen. Dann ruht der gefüllte Teich ein Jahr, damit das Wasser aus dem Schlamm trocknet. In dieser Zeit wird der zweite Teich befüllt. Im dritten Jahr wird die Bergemasse aus Teich 1 entnommen, Teich 2 ruht und Teich 3 wird befüllt.
Die trockene Bergemasse wird abgefahren und in große Vertiefungen (Kassetten) gefüllt, die ebenfalls auf der Halde angelegt werden. Die Kassetten werden anschließend mit Gestein abgedeckt, ehe eine neue Schicht aufgesetzt wird.
Eine der größten Halden im Ruhrgebiet
Die Halde wächst, langsam aber stetig. Allerdings nur noch in die Höhe, denn mit mit fast 170 Hektar Gesamtfläche gehört die Brinkfortsheide schon jetzt zu den größten Halden des Ruhrgebiets und stößt an ihre Grenzen in Form von Straßen und Stadtteilen. Mitten durch die Halde schlängelt sich der Silvertbach – oder besser gesagt zwischen den beiden Haldenkörpern hindurch, aus denen die Brinkfortsheide eigentlich besteht.
Vor allem auf dem südlichen Teil der Halde hat sich inzwischen viel Flora und Fauna angesiedelt. Und wenn man dem Silvertbach (ganz legal, übrigens) auf seinem Weg durch die Brinkfortsheide folgt (Radweg R 27N), ist man weit weg von Industrie und Bergbau. Letzterer wird aber noch bis 2018 das Sagen haben. Mindestens, denn falls der Bergbau noch länger laufen sollte, müsste auch die Halde in die Verlängerung.