Waltrop. . WAZ-Leser besuchten das LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg und staunten über die Ingenieurskunst aus dem 19. Jahrhundert.

Genau dahin, wo der normale Museumsbesucher nicht hinkommt, ging’s für die WAZ-Leser, die gestern das LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg besuchten. Die WAZ öffnete zum Beispiel die Pforte der Werkstatt, in denen Ersatzteile für die alten Schiffsmotoren und vieles mehr nachgebaut werden.

Bei tollem Wetter folgte noch eine einstündige Tour mit der Diesel-Barkasse Herbert aus dem Jahr 1923, die ansonsten nur bei Großereignissen angelassen wird. Und natürlich ließ es sich Museumsleiter Arnulf Siebeneicker nicht nehmen, das Publikum über das das beeindruckende Gelände zu führen.

Mit dabei ist auch Claudia Liszio aus Recklinghausen, die ihre Nichten Louisa (8) und Annabelle (11) aus Haan im Schlepptau hat. Für die jungen Mädchen ist es der erste Besuch im Schiffshebewerk, für die Tante der zweite. „Als ich klein war, da bin ich auch mal hier gewesen“, sagt sie, kurz nachdem die Gruppe den Maschinenraum des Dampfschiffes Nixe in Augenschein genommen hat – ebenfalls eine Tabuzone für den normalen Besucher. Dann folgt das Alte Schiffshebewerk, erbaut 1899, die im wahren Wortsinn größte Attraktion des LWL-Museums.

Siebeneicker erklärt, wie es Schiffe über die 14 Meter Höhenunterschied bugsierte. „Es funktioniert nach dem archimedischen Prinzip. Die fünf Zylinder hielten mit ihrem Auftrieb die 3050 Tonnen des Troges im Gleichgewicht. Um ein Schiff nach oben zu transportieren, mussten nur drei Zentimeter Wasser aus dem Trog abgelassen werden. Wurde ein Schiff nach unten befördert, erhöhte man den Wasserspiegel um sechs Zentimeter – das Hebewerk war schnell, effizient und energiesparend.“

Verständlich, dass der Museumschef das Highlight etwas ausführlicher erklärt, kurz darauf das eine oder andere Anekdötchen zu den am Oberwasser liegenden Schiffe beisteuert, während die knapp 20-köpfige Gruppe ihm folgt und an den Lippen hängt. Da es aber darum geht, den Besuchern Bereiche zu zeigen, die ansonsten Museumsgäste nicht zu sehen bekommen, lässt er die Ausstellungsräume einfach links liegen. („Wer Lust hat, kann sich die Ausstellungen ja nach der Rundfahrt anschauen.“) Vielmehr geht’s in die Werkstatt, wo Willi Nehs das Zepter in der Hand hält.

„Nichts ist unmöglich“

Dort sind zwei Restauratoren, ein Handwerker und drei Azubis beschäftigt. Insbesondere die männlichen Teilnehmer schauen und staunen, scheinen zum größten Teil selbst handwerkliche Ausbildungen zu haben. Dass ihnen irgendwann die Arbeit ausgehen könnte, darf bezweifelt werden. Etliche Schiffe, Motoren, Gerätschaften warten am Ober- und Unterwasser darauf, wieder in Schuss gebracht zu werden. Willi Nehs zeigt, woran sein Team gerade arbeitet: Ein defekter Zylinder des Dampfschiffes Zerberus wird nachgebaut, eine Exenterwelle fertigte er in Tschechien an, weil es dort noch eine Firma gab, die die entsprechenden Werkzeuge hatte. „Glauben Sie mir“, sagt Willi Nehs, „ich kann Ihnen noch viel mehr defekte Teile zeigen. Bei uns lautet das Motto: Nichts ist unmöglich, wir machen das schon.“

Zurück geht’s dann wieder zum Unterwasser, wo die Barkasse Herbert abfahrtbereit mit Skipper Gerhard Jegminat auf die WAZ-Leser wartet. Eine Stunde Entspannung auf dem Dortmund-Ems-Kanal mit Panoramablick auf die Eon-Kraftwerke folgen . . .