Oer-Erkenschwick / Datteln. . Eine „einvernehmliche Regelung, mit der alle glücklich und zufrieden sind“, sagt Oer-Erkenschwicks Stadtsprecher Peter Raudszus.
Seit Januar 2008 gilt ein Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden in Deutschland. Die Kommunen sind gesetzlich dazu verpflichtet, dieses Verbot einzuhalten und durchzusetzen. Doch es gibt sie noch – die Raucher, die sich teils verschämt entschuldigen, wenn sie einen Glimmstängel anzünden wollen. Und für alle öffentlich Bediensteten gilt: Ab an die frische Luft, wenn sie die Sucht packt.
An sich ist das nichts Ungewöhnliches, doch mancher Nichtraucher ärgert sich, dass die Raucher Extrapausen einlegen und so weniger arbeiten. Nicht in der Oer-Erkenschwicker Verwaltung. Denn dort gibt es wie wohl in allen anderen Rathäusern der Republik eine Zeiterfassung für die rund 80 Angestellten und Beamten.
Morgens, wenn die Mitarbeiter ins Büro kommen, wird mit einer Chipkarte eingestempelt, nachmittags zum Feierabend ausgestempelt. Tariflich vorgegeben sind dabei 38,5 Wochenarbeitsstunden bei den Angestellten und 41,5 bei den Beamten.
„Es gibt keine Klagen“
Um den Nikotin-Anhängern die Chance zu geben, eine Pause einzulegen, musste das Zeiterfassungssystem in Oer-Erkenschwick nicht einmal groß modifiziert werden, denn am Haupt- sowie an den Nebeneingängen sind die Kartenleser installiert. Ein weiteres Zeiterfassungssystem ist an der Cafeteria angebracht, wo zugleich auch der Außenbereich für Raucher zu finden ist. Wer nun eine qualmen will, zieht seine Karte vor und nach der Zigarette durch das Lesegerät. Dadurch ist gewährleistet, dass jeder seine tarifliche Arbeitszeit einzig und allein zum Arbeiten nutzt, diese nicht durch Raucherpausen verringert. Was natürlich auch für die Nichtraucher gilt, die in der Cafeteria eine Kaffee-Pause einlegen.
Eine vernünftige Lösung, wie Stadtsprecher Peter Raudszus – selbst Nichtraucher – meint: „Diese Vereinbarung ist mit unserem Personalrat abgestimmt worden. Das System funktioniert sehr gut, es gibt keine Klagen.“
Dabei wird allerdings nicht nachgehalten, wie häufig der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin den Arbeitsplatz verlässt, um einen Glimmstängel zu qualmen. Vielmehr wird einzig und allein das Stundenkonto „belastet“. Eine „einvernehmliche Regelung, mit der alle glücklich und zufrieden sind“, so Peter Raudszus.
Auch die Stadtverwaltung in Datteln hat seit 2009 das „Rauch-Stempeln“ für ihre insgesamt 431 Beamten und Angestellten eingeführt. Dabei ist das Stempeln noch wörtlich zu nehmen, denn in der Kanalstadt gibt es noch klassische Stempelkarten. Und so müssen die Mitarbeiter am Ende des Monats noch ihre Stunden zusammenrechnen, was im Anschluss von den jeweiligen Fachbereichen kontrolliert werden muss, ob die monatliche Arbeitszeit auch erreicht wird. Und so müssen die Raucherpausen wie in Oer-Erkenschwick nachgearbeitet werden.