Haltern am See . Am 28. Juli jährt sich zum hundertsten Mal jenes Unglück, das zur Gründung der DLRG führte.
Es war wohl das schlimmste Wassersport-Unglück der letzten Jahre in der Seestadt: Am 26. Juni 2007 verunglückten drei Segler auf dem Halterner Stausee. Mitarbeiter der Gelsenwasser AG wagten sich damals trotz Windstärke 7 aufs Wasser. Nach einer heftigen Sturmböe kenterte das Boot, zwei der Wassersportler konnten sich noch an Land retten. Der letzte Segler, ein 45 Jahre alter Mann, konnte knapp eine Woche später nur noch tot aus dem See geborgen werden. Bei der Suchaktion waren auch mehrere Boote und Taucher der Ortsgruppe Haltern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG) beteiligt.
Einsätze wie diesen gab es in der bald 100-jährigen Geschichte der Lebensretter in Rot einige. Die meisten verliefen glücklicherweise glimpflich. So fischte die „Stausee-Baywatch“ 2012 einen havarierten Heißluftballon mitten vom Stausee. Nicht selten war auch die gut ausgebildete Rettungshundestaffel gefragt und so griff die Polizei oft darauf zurück.
Anlass für die Gründung des Vereins war ein tragisches Unglück, welches sich am 28. Juli 1912 auf Rügen ereignete. Die Anlegestelle am Brückenkopf der Seebrücke in Binz brach zusammen. Damals stürzten über 100 Menschen in die Fluten und 16 Personen, darunter auch zwei Kinder, ertranken. Ein Aufruf des Deutschen Schwimmverbandes führte wenige Monate später zur Gründung der DLRG im Leipziger Hotel „de Prusse“.
In Erinnerung an das tragische Ereignis findet am kommenden Samstag die Flaggenaktion statt: „Den ganzen Tag über wird die DLRG-Flagge symbolisch auf Halbmast hängen“, erklärt Tanja Fortmann, die Leiterin der Verbandskommunikation der DLRG Haltern. „Da die Aktion nur NRW-weit stattfindet, dürfen wir die Bundesflagge natürlich nicht hissen“.
In der Seestadt mit seinen beiden Badeseen und dem Stausee ist eine Institution wie die DLRG entsprechend gefragt. Rund 600 Mitglieder zählt die hiesige Ortsgruppe. Davon sind zwischen 120 und 150 Mitglieder regelmäßig aktiv. „Zu unseren Kernaufgaben gehört natürlich die Wasserrettung und die Schwimmausbildung“, so Tanja Fortmann. „Wir haben aber auch viele allgemeine Erste-Hilfe-Einsätze. Hin und wieder kommen auch von der Kreisleitstelle Anfragen für Einsätze im Rettungsdienst.“ Im Einsatzjahr 2011 kamen die Retter in Rot auf rund 6600 Wachstunden, was auf den schwachen Sommer zurückzuführen ist. 2010 waren es an die 10 000 Stunden.
Die Zahl der Nichtschwimmer sei in den letzten beständig zurückgegangen. Dennoch stellt der Landesverband der DLRG fest, dass mittlerweile nur noch jedes zweite Kind nach Abschluss der vierten Klasse sicher schwimmen kann. Grund dafür ist, dass in vielen Städten und Kommunen immer mehr Hallen- und Freibäder geschlossen werden. Das gefährdet die Schwimmausbildung. Darum appelliert der Landesverband an die Eltern, ihre Kinder rechtzeitig zum Schwimmunterricht anzumelden, damit die Kapazitäten genutzt werden. Von solchen Problemen ist Haltern am See glücklicherweise weit entfernt. „Unsere Kurse zur Schwimmausbildung im Freizeitbad Aquarell sind jeden Freitag bis ans Dach mit knapp 300 Teilnehmern belegt“, sagt Tanja Fortmann – „das ganze Jahr über“.
Dank der Schwimmausbildung rekrutieren die roten Lebensretter auch ihren Nachwuchs. „Viele der Kinder bleiben nach der Ausbildung bei uns und hängen einen Erste-Hilfe-Kurs samt Bronze- Rettungsschwimmer dran.“