Marl. .

Vier Farben, zwei Welten. In Marl schaukelten sich die Emotionen zweier Fußballfans so hoch, dass die Auseinandersetzung nun vor dem Amtsgericht landete. Es ging um Tätlichkeiten, Beleidigungen, Ordnungsgeld und eine völlig zerrüttete Nachbarschaft.

Borussia Dortmund oder Schalke 04 – die Begeisterung geht quer durch die Stadt bis hin in die Politik. Wer kein Sportfan ist, versteht nicht die geheimnisvollen Buchstaben „UGE“, mit denen die „Ultras Gelsenkirchen“ überall in der Stadt ihre Reviere markieren. Eine Schalke-Hochburg ist Brassert, erzählt Carsten P. (48), ein Dortmund-Fan. Vor einem Jahr bekam er einen neuen Nachbarn, einen Schalke-Fan. Von da an wurde es problematisch. Im Oktober vergangenen Jahres, auf dem Weinfest in Alt-Marl, gerieten die zwei aneinander.

„Was versteckst Du Dein Borussia-Trikot unter der Jacke“, habe er damals zu sich gesagt. Doch offenbar war er der einzige, der Schwarz-Gelb trug. Sein Nachbar sei auf ihn zugekommen, habe ihn angerempelt und ihm auf die Schuhe gespuckt. Mehr sei nicht passiert. Der Schalke-Fan hatte anderes in Erinnerung Sein Nachbar habe in „schwule Schalker Sau“ genannt und ihm angedroht, ihm was „durch die Fresse zu ziehen“. Doch zu Handgreiflichkeiten kam es schon nicht mehr.

Solche Sprüche wären doch glatter Selbstmord gewesen, meint Carsten P., bei so vielen Schalke-Fans auf dem Fest. Die hätten anschließend sogar bestätigt, da sei „nichts gewesen“. Vermutlich habe der Schalke-Fan dem Borussia-Fan nicht die Meisterfreude gegönnt.

Also alles nicht der Rede wert? Der Schalke-Fan blieb dabei: Er sei angegriffen und beleidigt worden. Außerdem habe ihm sein Nachbar mit Gewalt gedroht. Deshab beantragte er eine einstweilige Verfügung: Der Borussia-Fan dürfe ihn unter Androhung eines Ordnungsgeldes bis zu 250 000 Euro nicht mehr beleidigen oder Gewalt androhen.

Vor Gericht war zu erkennen: Es geht um mehr als um Schalke oder Dortmund. Es ging auch noch um Katzenstreu-Säcke im Hausflur. Auf dem Richtertisch stapelten sich die Akten, die Sonne ließ die beiden Kontrahenten, die beiden Anwälte und den Richter schwitzen. Es war viel zu heiß für eine hitzige Rechtsschlacht. Das Angebot des Richters nahmen schließlich alle dankbar an: einen Vergleich, dass man die Vorwürfe zurücknehme und sich gegenseitig in Ruhe lassen werde.

Der Dortmund-Fan hat seinen Beitrag schon vorbereitet. Er zieht nach elf Jahren aus dem Haus aus, um weiterem Streit aus dem Wege zu gehen. Sein Bekenntnis zur Borussia hat er mittlerweile aber noch deutlicher gemacht. Die acht Buchstaben sind nun in schwarz-gelber Frakturschrift in seinen Unterarm eintätowiert.