Marl. .
Der Verbraucher hat es nicht leicht. Mal wird er am Telefon von unseriösen Werbeanrufern überrumpelt. Mal sitzt er nach einem Anbieter-Wechsel für Wochen ganz ohne Telefonanschluss da. Und praktisch jederzeit muss er damit rechnen, dass andere nur sein Bestes wollen: sein Geld.
Gut, dass ihm das Team der Verbraucherzentrale in Marl zur Seite steht. Wie gefragt die Berater sind, belegt der aktuelle Jahresbericht für 2011: Genau 22 913 Gesamtkontakte mit Ratsuchenden gab es im vergangenen Jahr. Eine beeindruckende Zahl. Indes ist im Vergleich zu den Vorjahren ein leichter Rückgang festzustellen – 2010 wurden 24 488 Kontakte (persönlich, telefonisch, schriftlich oder im Rahmen von Veranstaltungen) gezählt, und 2009 sogar 24 781.
Reint Jan Vos, der 2011 die Leitung der Marler Beratungsstelle von Marina Steiner übernommen hatte, hat eine Erklärung für den Rückgang: „Das liegt vor allem daran, dass die klassischen Geschichten der letzten Jahre – Internet-Abzocke und ungefragte Werbeanrufe mit Vertragsabschluss – deutlich weniger geworden sind.“ Unter anderem, weil die Polizei einige unseriöse Call Center aus dem Verkehr gezogen habe. Und weil die Arbeit der Verbraucherschützer in diesem Bereich Wirkung gezeigt habe: „Da waren wir erfolgreich.“
Langweilig wird den Beratern allerdings garantiert nicht. Im Frühjahr 2011 erst startete die Verbraucherzentrale ein neues Beratungsangebot im Bereich Urheberrecht. „Illegaler Download“, „Verstoß gegen das Urheberrechtgesetz“ oder „Verbotene Nutzung von Bilddateien“ – immer häufiger erhielten Marler Internet-Nutzer Abmahnungen durch Anwälte. Hintergrund: Wer über eine Internet-Tauschbörse Musik, Filme oder Spiele auf den eigenen Computer lädt, kann damit durch Vervielfältigung und Verbreitung gegen das Urheberrecht verstoßen. „Es ist eine richtige Abmahnindustrie geworden“, sagt Vos. Zwar sind Urheberrechtsverstöße keine Bagatelle – allerdings seien die mit den Abmahnungen verbundenen Forderungen oft wesentlich höher als die laut Vos im Gesetzesprozess festgehaltenen 100 Euro für einen Ersttäter. Erste Erfahrungen in 64 außergerichtlichen Rechtsvertretungen und -beratungen haben gezeigt, so der 53-Jährige: „Es lohnt sich, sich zu wehren.“ Oft sind es die Eltern, die (als Internet-Anschluss-Inhaber) abgemahnt werden fürs Tun ihrer Kinder. Zur Beratung gehört deshalb auch, in der ganzen Familie „ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das verboten ist“.
Weitere wichtige Themen in 2011 waren die Rückforderung von Preiserhöhungen beim Nachtspeicherstrom (zehn Vorträge mit jeweils 20 Leuten und zahlreiche Nachfolge-Beratungen registrierte Vos hier), der Anbieterwechsel im Gas- und Strombereich („ein Thema, was sich immer lohnt“) und das neue Pfändungsschutzkonto, wozu es laut Vos in den letzten zwei, drei Monaten des Jahres ein bis zwei Anfragen pro Tag gab. Seit Anfang 2012 gibt es Schutz vor Kontopfändungen nämlich nur noch auf diesem so genannten P-Konto. „Erfolgreich“ nennt Vos zudem die Umweltberatung. So nutzten alleine 30 Schulklassen und Jugendgruppen mit mehr als 800 Teilnehmern die Angebote von Umweltberaterin Katharina Krüger. Und in einer Aktion mit dem Zentralen Betriebshof wurden über 800 Handys gesammelt, die wichtige Wertstoffe enthalten.