Herten. .

Es duftet nach Harz und Tannenzapfen, der Wind streift sanft durch den Farn am Wegesrand. Idylle pur im Schlosswald – nur das ferne Surren von der Autobahn durchdringt die Stille. Doch plötzlich Kindergeschrei. Die Klasse 4d der Comeniusschule nähert sich entschlossenen Schrittes und schwer gespannt der ersten von zehn Stationen auf dem Parcours. Es sind wieder Waldjugendspiele, die gleichsam nette wie informative Variante Kindern beizubringen, wie Natur in Wirklichkeit aussieht.

An Station 1 dreht sich alles um Bäume und deren Früchte. „Ihr sollt die Arten erkennen. Schaut genau hin“, erklärt Forstwirt Marcel Barbie den Kindern die Aufgabenstellung und zeigt dabei auf einen Stapel von Baumstämmen. „Zu welchem Baum gehört dieser Stamm?“ Aufgeregtes Gewusel, jeder Stamm will angefasst werden. „Eine Buche“, schießt es aus Erik heraus. „Richtig. Gut gemacht.“

Die Waldjugendspiele sind seit über 14 Jahren auch in NRW eine feste Institution. Schirmherren der diesjährigen Spiele sind der Regionalverband Ruhr (RVR), die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Naturschutzbund Herten sowie der Landesjagdverband NRW und die Kreisjägerschaft Recklinghausen.

Auf der knapp zwei Kilometer langen Strecke sollen die Kinder mit Beobachtungsgabe, Geschick und detektivischem Spürsinn die Aufgaben bewältigen, um sich so intensiv mit dem Ökosystem Wald auseinander zu setzen. Das Interesse ist rege, so nehmen in diesem Jahr immerhin 240 Schüler aus sieben Hertener Grundschulen an dem Wettbewerb teil.

Doch nicht nur Wissen zählt. An Station 3 etwa sind die Muckis gefragt. Michail (9) und Bilal (10) stapeln Baumstämme von einem Haufen zum nächsten um. „Das war richtig anstrengend, aber wir haben es in nur drei Minuten und 12 Sekunde geschafft“, freut sich Michail über seine Leistung.

Die Schüler zeigen sich höchst motiviert. „Ich bin gerne in der Natur, weil man so viel erleben kann“, freut sich etwa Justine (9) von der Feigeschule. „Los! Ziehen, ziehen. Ihr habt es gleich“, feuert die Klasse 3a ihre beiden Klassenkameraden an, die an Station 6 einen Baumstamm zersägen.

Weniger schweißtreibend, aber dafür sehr lehrreich geht es ein paar Meter weiter zu. Falkner Daniel Schmidtobreick zeigt der staunenden 4c der Waldschule einen Kauz. Im Hintergrund recken ein amerikanischer Mäusebussard und der heimische Wanderfalke majestätisch ihre Köpfe in die Höhe. „Der Kauz kann der Herzschlag einer Maus auf 100 Meter Entfernung hören“, erklärt Schmidtobreick die Fähigkeiten des gefiederten Jägers.

Am Ende des Tages triumphiert die 4c der Martinischule und freut sich über den ersten Platz und den Siegerpreis: ein Besuch in der Zoom Erlebniswelt.

Der Gründungsgedanke für die Waldjugendspiele, auch Wald-Rallye genannt, wurde mit dem Europäischen Naturschutzjahr 1970 gesetzt. Landesweit nehmen jedes Jahr rund 35 000 Grundschulkinder teil. Haben die Spiele in anderen Bundesländern eher einen Wettkampfcharakter, verfolgt NRW ein pädagogisches Konzept: „Den Wald spielerisch erleben“.