Haltern am See/Marl. .

Mehrere hunderttausend Fische gehen heute auf Reisen. Aus Zuchtbetrieben in Frankreich werden die Maifische am kommenden Mittwoch im Vest ankommen und kurze Zeit später in der Lippe – voraussichtlich zwischen Haltern und Marl – vom Lippeverband ausgesetzt.

Ein Lebensraum, in dem das Tier nicht mehr anzutreffen ist. Seit fast 100 Jahren galt der Fisch deutschlandweit als ausgestorben als Folge von einer Überfischung und der schlechten Gewässerqualität. Der heringsähnliche Wanderfisch kann bis zu 25 Zentimeter groß werden und war bis zu seinem Verschwinden ein beliebter einheimischer Speisefisch.

Nun soll er erstmals wieder im Vest heimisch werden. Dass er dies kann, dafür, so der Sprecher des Lippeverbandes Steinbach, spricht die gut Wasserqualität der Lippe. Steinbach: „Es hat sich in den letzten Jahren viel getan. Das Wasser ist sauberer geworden und auch die Uferböschungen sind naturnah gestalten worden.“

In Frankreich haben Restbestände im südfranzösischen Gironde-Gebiet überlebt. Und von dort werden die Tiere in einem groß angelegten Versuch ausgewildert. Der Flusslauf im Bereich Lippramsdorf und Marl eigene sich dafür bestens.

Die Fischlarven bzw. Jungfische werden einige Stunden an der Lippe in so genannten Rundstrombecken verbringen, wo sie sich geschützt an die neuen Bedingungen anpassen können, bevor sie in den Fluss entlassen werden. Allerdings ist der Maifisch nicht Standort-treu. Er geht auf Wanderschaft. Im Laufe des Sommers und Herbstes wandern die Fische dann erst zum Rhein und dann ins Rheindelta ab. Von dort aus werden sie bis zum Winter ins Meer übersiedeln. Steinbach: „Wenn die Maifische all dies erfolgreich bewältigen und nach drei bis fünf Jahren Aufenthalt im Meer geschlechtsreif werden, kehren sie in den Rhein und hoffentlich auch in die Lippe zurück, um sich natürlich fortzupflanzen.“ Doch nicht nur in der Lippe werden die Tiere ausgewildert. Etwa sieben Millionen Jungtiere werden sich in den Nebenflüssen des Rheins in NRW auf Wanderschaft begeben.

Zurzeit leben etwa 40 Fischarten in der Lippe. Zander, Aal, Döbel und Meeresforelle kommen häufig vor. Aber auch die Hechtbestände sind zwischen Haltern und Marl durchaus beachtlich.

Der Lippeverband und die Emschergenossenschaft versuchen immer wieder, alte Fischarten in der Lippe wieder heimisch zumachen. Vor vier Wochen zum Beispiel wurden zwischen Lünen und Waltrop Quappen ausgewildert. Die Quappe kann bis zu einer Länge von 150 Zentimetern und einem Gewicht von 34 Kilogramm heranwachsen und gilt als besonders gefährdete Art.