Herten. .

Von wegen, nachts sind alle Katzen grau. Es gibt Momente, in denen spielt Licht eine Hauptrolle – auch wenn die Sonne längst untergegangen ist. Wenn Katzen und auch graue Mäuse nachts bunt angeleuchtet durch die Gegend schleichen und auch der Doppelbockturm mit der Rasenhängebank um die Wette strahlt, dann kann man sicher sein: Es ist wieder Extraschicht, und zwar auf Ewald.

Die Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli, die Nacht der Industriekultur, die Nacht der Nächte. Die Zeit, in der man im Ruhrgebiet ausnahmsweise auch mal gerne unbezahlte Überstunden macht, weil das geliebte Revier mitsamt seinen stummen und oft verblassten Zeitzeugen aus den glorreichen Zeiten von Kohle und Stahl plötzlich eine gar glänzende Rolle spielt. Der Strukturwandel: Wo einst Schwerindustrie die Zugmaschine war, dominieren heute moderne Wirtschafts- und Kulturregionen. Zumindest da, wo der Strukturwandel geklappt hat – etwa auf Ewald.

30. Juni, Samstag, Anpfiff 18 Uhr, auch für Sportschau-Schauer aufgrund der Sommerpause kein Problem. Die Stammgäste werden’s ohnehin einrichten, wer aber noch nie auf einer Extraschicht war oder noch nie auf Ewald, der sollte sich diesmal ein fettes Kreuz im Kalender machen. Ohne Herten würde die Extraschicht zwar auch funktionieren – wäre aber sicherlich nur halb so schön.

So sieht das auch Projektleiter Arne van den Brink (Ruhrtourismus GmbH). „Das wird eine Nacht der Rekorde, obwohl wir das gar nicht beabsichtigen. Neun neue Spielorte, damit 53, in 23 Städten, über 1000 Künstler, 450 Events, 170 Shuttle-Busse, die 34 000 Kilometer fahren, acht Schiffe, 200 Leihräder. Die Extraschicht ist ein Vorbild für Europa – und Ewald einer der urigsten Orte.“

Ein Ritterschlag, der aber Hand und Fuß hat. Gleichwohl die Orte mit ihrer Industriekultur die Stars sind – wobei sich Ewald schon nicht verstecken muss – das Programm, das Bernd Uppena vom Kulturbüro und zahlreiche Helfershelfer unter dem Motto „Move on Ewald“ hinstellen werden, ist ebenfalls ein Kracher.

Coole Musik etwa mit „Timecruiser“, der Police-Coverband „Regatta de Blanc“ oder „The Four Shops“, die heißen, wie sie heißen, weil sie Soul, Funk und natürlich die „Four Tops“ lieben. Walk-Acts, Großformatfotos etwa vom Hertener Christian Kuck oder dem „alten“ WAZ-Haudegen Wolfgang Quickels, Liegeräder aus dem Hause Hase in Waltrop. Insgesamt werden sieben historische Gebäude bespielt, Künstler der Künstlerzeche „Unser Fritz“ in Wanne zeigen ihre Exponate, und ab 18 Uhr gibt’s im Revuepalatz von Christian Stratmann stündlich eine halbstündige Vorstellung – für lau, man muss aber Geduld haben.

Neu sind zudem ein E-Bike-Shuttle zum Umspannwerk nach Recklinghausen, der Dokumentarfilm „Emscherskizzen“, der den Emscherumbau begleitet, oder „Glisssssssssssendo“, das schwebende Wandelkonzert des Künstlers Ulik und der Franzosen von „Les S.N.O.B.“ (23 Uhr). Und sonst? Gehen Sie gucken.

Karten für die Nacht der Industriekultur kosten im Vorverkauf 14 Euro, Vierertickets gibt’s für 44 Euro. Inhaber der Ruhr.Topcard erhalten 50 % Ermäßigung, an der Abendkasse kostet’s dann 16 Euro pro Nase. Erhältlich sind die Tickets ab sofort auch im Tourismusbüro auf Ewald (02366-181160) oder im Glashaus (02366-303651). Von Ewald aus fahren am Abend selbst Busse nach Herne, Gelsenkirchen oder Essen.