Herten. .
Die meisten Kinder haben eine ehrliche Haut, sagen, was sie denken, handeln, wie sie fühlen. Spontan, ohne Berechnung und Hintergedanken. Und so spielt es auch gar keine Rolle, wie jemand aussieht oder woher er kommt. Und ob er eine Behinderung hat oder nicht, das ist sowieso völlig egal. Spielkamerad ist Spielkamerad. Die Wahrheit ist oft so einfach – und genau der Grund, warum etwa das BUND-Projekt „Inklusion in der Natur“ im unendlich urigen Naturerlebnisgarten am Paschenberg eine Erfolgsgeschichte ist.
Inklusion: Der Plan, Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen in Mutter Natur einen Schubs in Richtung soziales und lebendiges Lernen zu geben, Gemeinschaft, Vertrauen und Selbstvertrauen zu fördern, um sie konflikt- und kritikfähiger im Umgang miteinander zu machen, hat bei der bundesweit aktiven Stiftung „Aktion Mensch“ einst schwer Eindruck gemacht. Das Ende vom Lied: die Zusage über eine dreijährige Förderung.
Seitdem verfolgen Sigrun Zobel , Roland Kerutt, Uwe Arndt und neuerdings auch Biologin Katja Pietsch, die die an die Lebenstein-Realschule nach Haltern gewechselte Cornelia Ramthun ersetzt, ein und dasselbe Ziel. Sie wollen den Rahmen schaffen, die Möglichkeiten, damit Kinder in ihrer Entwicklung vorankommen. Mit Behinderung oder ohne – völlig egal.
Das Leben aber ist teuer, das Geld oft knapp. Zum Glück indes hat die Arbeit der BUND-Gruppe nicht nur „Aktion Mensch“ überzeugt, auch Angela Ellinghaus von der „Hanna und Wilhelm Ellinghaus Stiftung“ aus Westerholt hilft gerne. Die BUND-Anfrage blieb nicht lange liegen, wenige Tage und Besuche später war klar: Die Stiftung stiftet Geld, sogar einen Großteil der 2500 Euro, die die neue Niedrigseilstation im Naturerlebnisgarten gekostet hat. Ein Engagement, über das es keine zwei Meinungen gibt. Ein Blick in die Gesichter der Kinder, die seit einer Zeit den „Tarzanweg“ entern und mit wackligen Beinen in den Seilen hängen wie Seeleute in den Wanten bei Windstärke 11, reicht, und man weiß: alles richtig gemacht.
Gestern erst machte Angela Ellinghaus einen Abstecher nach Herten. Und was sie sah, sah gut aus. Die „Delfingruppe“ des katholischen Kindergartens Pferdekamp aus Westerholt, die selbstverständlich zusammen mit der „Bärengruppe“ des Heilpädagogischen Zentrums Vitusstraße durch den Niedrigklettergarten balancierten. Stets mit dem gebotenen Abstand, und gleich mehrere Erzieherinnen sorgten dafür, dass irgendwie der eine auch auf den anderen aufzupassen schien. Kein Gedrängel, kein Geschreie. Laut wurde es nur, wenn die Freude überschäumte. Inklusion pur, in der Praxis noch viel schöner als sonst.
Kinder wie Justin, Sven oder Elisabeth, die vor Freude fast quietschten, als ihnen auf dem wankenden Spielgerät der nächste Schritt gelungen war – herrlich.
So ist der Naturerlebnisgarten um ein natürliches Erlebnis reicher – und schon bald soll’s im Abenteuerland einen weiteren Kracher geben. „Wir hoffen ganz stark darauf, eine Rollstuhl-Schaukel zu bekommen“, so Sigrun Zobel. Eine schöne Idee, über die sich vor allem viele Kinder mit körperlichen Behinderungen freuen dürften.
Spiel ohne Grenzen.