Haltern / Marl / Herten. . Alle Patienten im Krankenhausverbund in vier Städten des Vests werden bis Ende Juni auf den multiresistenten Keim MRSA getestet

Er gilt als der gefährlichste multiresistente Keim und ist ein gefürchteter Feind im Krankenhaus: Der sogenannte Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) ist aufgrund bestimmter Eigenschaften gegen die meisten Antibiotika unempfindlich geworden. Und ihm will man jetzt in verschiedenen Krankenhäusern im Vest genauer auf den Grund gehen.

Um zu bestimmen, wie häufig Menschen diese Keime – ohne selbst zu erkranken – mit sich führen, erfolgt ab sofort bis zum 30. Juni im St. Sixtus-Hospital und in den anderen Kliniken des Krankenhaus-Verbundes ein vorbeugendes „Screening“. Das heißt: Alle Patienten, die in diesen drei Monaten stationär aufgenommen werden, erhalten einen Nasenabstrich, der auf MRSA getestet wird wie Ursula Stessun, Fachkrankenschwester für Krankenhaus-Hygiene im St. Sixtus-Hospital, erklärt.

Zwar wurden auch zuvor schon bestimmte Risikogruppen routinemäßig auf MRSA getestet, doch nun werden die Tests erheblich ausgeweitet. „Wir bekommen durch das flächendeckende Screening aller Patienten weiteren Aufschluss darüber, wie viele Menschen den Keim in sich tragen und ob wir alle Risikogruppen erfasst haben“, sagt Chefarzt Dr. Klaus-Peter Riesener, Leiter der Klinik für Chirurgie und hygienebeauftragter Arzt im St. Sixtus-Hospital in Haltern am See.

Nachdem im letzten Jahr in den Häusern des Krankenhausverbundes bereits Untersuchungen im Rahmen des „MRSA-Netzwerkes im Kreis Recklinghausen“ durchgeführt wurden, haben sich die Geschäfts-und Betriebsleitungen entschlossen, freiwillig im Marien-Hospital Marl und im St. Sixtus-Hospital Haltern am See ab sofort sowie im Gertrudis-Hospital Westerholt und im St. Elisabeth-Krankenhaus Dorsten ab 1. Mai ein erneutes Screening für zunächst drei Monate durchzuführen, wovon man sich wertvolle Hinweise verspricht.

Hintergrund: In den vergangenen Jahrzehnten hat der Anteil an multiresistenten Bakterien-Stämmen, denen Antibiotika kaum noch etwas anhaben können, deutlich zugenommen. Der gefährlichste multiresistente Keim ist der besagte Staphylococcus Aureus. Er ist aufgrund bestimmter Eigenschaften gegen viele Antibiotika unempfindlich geworden. Deshalb ist eine wirksame Therapie sehr schwierig. Das stäbchenförmige Bakterium ist ein Hautkeim und wird deshalb von Mensch zu Mensch übertragen.

Bei gesunden Menschen kann er sich nicht ohne weiteres ansiedeln und ausbreiten, weil die Haut- und Schleimhaut(flora) einen Schutz gegen den Keim bietet. Bestehen jedoch Risikofaktoren, wie etwa häufiger Kontakt zu MRSA-Patienten, die Einnahme von Antibiotika über einen längeren Zeitraum oder Wunden, dann läuft man Gefahr, dass der MRSA-Keim sich dauerhaft auf der Haut oder Schleimhaut festsetzt und Infektionen verursacht.

Man schätzt, dass bis zu fünf Prozent der Menschen in Deutschland diesen multiresistenten Erreger in sich tragen. Einen Grund für den Vormarsch des Erregers sehen Experten in einem übermäßigen Einsatz von Antibiotika.