Haltern / Marl. .

Oma Maria zog die Pflanzen in kleinen Töpfen, dann musste sie die Stecklinge umtopfen, sie gießen und täglich die Speziallampen ein- und ausschalten. Schließlich wurden die Pflanzen abgeschnitten und über den Wäschetrockner gehängt.

Als die Aromen zur Haustür rauszogen, griff die Tochter ein und machte Schluss mit der Marihuana-Plantage im Keller des Einfamilienhauses. Jetzt stand Maria O. (53) vor dem Schöffengericht.

Neben ihr auf der Anklagebank saß der Halterner Dominik S. (28), der „gar nichts mit der Sache“ zu tun habe und der eigentlich nur „behilflich“ war. So wollte er aufgebracht den Fall zurecht rücken.

Er sei „der Freund der Patentante meiner Enkelin“, erzählte Maria O. 2009 habe er sie gefragt, ob er in ihrem Keller Marihuana anbauen könne. Erst habe sie gezögert und dann zugestimmt. Er habe die Samen und Töpfe besorgt, später „die Männchen und die Weibchen“ getrennt.

Die erste Ernte war ein Misserfolg: Mehltau. Die nächsten brachten Gewinn, die Hälfte habe sie mitbekommen: 100, 150 und 180 Euro. Zuletzt gab es zweimal 300 Euro, mit der sie die Hälfte der 1300 Euro Strom-Nachzahlung beglich. Die andere Hälfte sollte Dominik S. zahlen. Tat er aber nicht. 2011 bekam sie Streit mit ihrer Tochter wegen der Plantage. „Ich wollte auch nicht mehr.“ Die Tochter ging zur Polizei.

Das sei nicht richtig, erklärte Dominik S. In Wirklichkeit sei die Angeklagte süchtig und habe sich sogar selbst zum Entzug ins St. Sixtus-Krankenhaus eingeliefert. Oder war es so, wie die 53-Jährige erzählt? Sie habe probiert, aber Marihuana nicht vertragen, „weil ich was am Herzen habe“.

Nachdem die Polizei bei ihr war, habe Dominik S. sie gedrängt, sie solle sich ein Attest besorgen, dass sie drogenabhängig sei. Ihr Arzt wies sie ins Krankenhaus ein und dort stellte man nach zwei Wochen fest: Maria O. ist nicht drogenabhängig!

Überrascht hörte das Gericht diese Geschichte. Eine Verhandlungspause sollte Dominik S. Gelegenheit geben, darüber nachzudenken, welche Rolle er beim Plantagenbau gespielt habe. Er blieb dabei: „Ich habe immer nur schützend die Hand über die Frau gehalten.“ Vier Zeugen sollen zum nächsten Termin gehört werden. Vom Rauschgiftgeschäft blieb nur noch eine Keiferei übrig.