Recklinghausen. .

Geschäftig geht es immer zu auf dem großen Gelände zwischen Dortmunder Straße und Große-Perdekamp-Straße. Hier, hinter dem Verwaltungsgebäude der Kreishandwerkschaft, erstreckte sich ein mehrere tausende Quadratmeter großes Areal mit Aus- und Weiterbildungsstätten verschiedener Innungen. Demnächst wird allerdings viel mehr Platz sein auf dem Areal. Die Kfz-Innung, seit dem Neubau 1973 auf dem Gelände im Schatten der Bahnlinie Recklinghausen – Essen beheimatet, zieht nämlich bald aus. Vermutlich Ende September kann sie ihr neues Domizil an der Herzlia-Allee in Marl beziehen. Dann geht eine kleine Ära zu Ende.

„Das ist natürlich schade für uns“, sagt Dr. Frank Bruxmeier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. Aber die Gründe für den Umzug der Automobilexperten seien aus seiner Sicht nachvollziehbar. Die Räume entsprechen nicht mehr den Zeichen der Zeit. Bruxmeier: „1973 ist gerade der Golf auf den Markt gekommen. Heute sind die Autos ja Computer auf Rädern.“ Dementsprechend anders sind die Anforderungen an Aus- und Fortbildung und natürlich auch die an die Ausbildungsstätten.

„Das fängt zu allererst damit an, dass unser Lkw nicht durch die Einfahrt passt“, sagt Friederike Tanzeglock, die Geschäftsführerin der Kfz-Innung. Es müsse erst die Luft aus den Reifen gelassen werden, damit das Lastwagen auf den Hof fahren kann. Es sind auch die Dimensionen des Areals, die nicht mehr den Anforderung entsprechen. Zumal die Innung Anfang der 1970er Jahre zunächst nur 600 m² nutzte, längst aber einen größeren Raumbedarf hat; unter anderem für die insgesamt etwa 600 Lehrlinge aus dem Kreis Recklinghausen, aus Gelsenkirchen und aus Bottrop, die in Blockunterrichten jeweils insgesamt drei Wochen pro Jahr zur überbetrieblichen Ausbildung zur Innung kommen. Tanzeglock: „Wir haben mittlerweile fast 1400 m² Werkstattflächen auf mehreren Etagen angemietet.“

Für die angehenden Mechatroniker heißt das, dass sie mit ihrem Werkzeug quer durchs Haus ziehen müssen. Es gibt zu wenige Stromanschlüsse. Und „von Hochvolt will ich gar nicht reden“, so Tanzeglock. Umstände, die insgesamt nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprechen. Auch energetisch habe das 40 Jahre alte Gebäude Defizite, die Heizkosten seien immens. Unterm Strich sei daher nur ein Neubau und damit der Umzug in Frage gekommen.

Die Kreishandwerkerschaft muss sich derweil Gedanken darüber machen, was sie mit den demnächst freien Räumen tun will. „Wir werden eine andere Nutzungsmöglichkeit finden“, sagt Dr. Bruxmeier und gibt sich ansonsten noch zugeknöpft. Noch bleibe ja etwas Zeit bis zum Umzug. Über ein Immobilienkonzept werde derzeit innerhalb der Kreishandwerkschaft diskutiert. „Spruchreif ist das aber noch nicht“, so Bruxmeier.