Herten. . Über 1200 Menschen verdienen am Standort Ewald mittlerweile ihren Lebensunterhalt. RAG hat große Pläne

Die Entwicklung von Zechenbrachen gelingt nicht überall, ist hier und da ein schwierig Ding. Aber es gibt auch positive Beispiele – etwa auf Ewald, wo die Fortschritte längst unübersehbar sind.

Jahre, nachdem auf dem einst so stolzen Vorzeigebergwerk die letzte Schicht gefahren und die letzte Kohle gefördert wurde, hat sich das Areal in eine andere Richtung gemausert. 30 Unternehmen, die sich vor Ort niedergelassen haben, rund 1200 Menschen, die in Lohn und Brot stehen – da gibt’s magerere Bilanzen.

Die Themenpalette ist bunt und auch zeitgemäß. Die einen beraten in Sachen Energie, andere stellen Mountainbikes her oder verlegen Zeitschriften. Und hier und da trifft man sich. Zur Manöverkritik, zum Austausch mit der Wirtschaftsförderung – wie auch immer. So wie neulich in der Steigerstube.

Stadtbaurat Volker Lindner und seine Kollegen aus der Wirtschaftsförderung, vom Kulturbüro und vom Ordnungsamt waren nicht allein zum Plausch gekommen, hatten auch Handfestes im Gepäck, konkrete Pläne darüber, wie es weitergehen soll, weitergehen kann.

Der frische Wind bläst spürbar. „Unser ursprüngliches Ziel, hier 1000 neue Arbeitsplätze zu schaffen, ist längst erreicht“, resümierte Lindner, ohne sich jedoch ausruhen zu wollen. Der Ausbau des Geländes sei noch lange nicht abgeschlossen, freie Flächen und Bestandsgebäude würden kontinuierlich weiterentwickelt. Denn: „Dieser Standort hat enormes Potenzial.“

Viel zu sagen hatte auch Bernd Lohse, Projektleiter von der RAG Montan Immobilien AG, dem Hausherren. Stichwort Kauenkomplex: Wie berichtet, sollen die alten Gebäude saniert und dann dem Gewerbe- und Immobilienmarkt angeboten werden. Geplant etwa ist die Ansiedlung von Gastronomie. Lohse: „Für den Gesamtkomplex sind wir mit potenziellen Partnern im Gespräch.“

Nachdem der selbst ernannte „Zechenbaron“ Wolfgang Werner vor gut anderthalb Jahren und unter teilweise dubiosen Umständen von der Bildfläche verschwand und von seinen zahlreichen „Visionen“ lediglich brachliegende Pläne, „Luftschlösser“ und reichlich verbrannte Erde geblieben waren, sah es eine Zeit mau aus. Der 2008 vom Rat abgesegnete Umbau und die Sanierung des Schachtgerüstes 2 nebst einer Glaseinhausung waren mit der Insolvenz Werners Anfang 2011 gestorben, die seinerzeit geprüften und auch von der Bezirksregierung bereits bewilligten Fördermittel in Höhe von 1,14 Mio Euro jedoch finden doch noch eine neue Verwendung.

Nachdem aus Münster grünes Licht gekommen war und Ende letzten Jahres auch der Rat zugestimmt hatte, wurde das Geld umgewidmet und via eines Mittelweiterleitungsvertrages für ein Projekt der RAGMontan Immobilien zur Verfügung gestellt.

Die gesamte Sanierung wird die RAG rund 21,3 Mio Euro kosten, die zunächst angedachte Dach- und Fachsanierung, in die auch die umgewidmeten Fördermittel für die Stadt fließen werden, kostet 5,4 Mio Euro. 1,3 Mio sind förderbar, von denen 80% (1,04 Mio) als Landeszuweisung fließen und 260 000 Euro die RAG übernimmt.

Lindner bereits damals im Rat: „Das Projekt kann eine ruhrgebietsweite Strahlkraft entwickeln. So wie nebenan das Haus Stratmann, der RevuePalast Ruhr.“

Alles Gold? Nicht wirklich, denn auch die Unternehmer auf Ewald werden mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Eine angedachte Sondernutzungssatzung und die geplante Erhöhung der Gewerbesteuer bleiben natürlich nicht unbemerkt. „Maßnahmen, ohne diese wir finanziell handlungsunfähig wären, diesen sowie andere ehemaligen Zechen­standorte nicht weiterentwickeln könnten“, so der Baurat.

Neue Pläne gibt es im Ewald-Industriegebiet auch für einige Straßenabschnitte. Um gegen das bekannte „Raser-Problem“ vorzugehen, plant die Stadt verkehrsberuhigende Einbauten in der Straßenoberfläche. Darüber hinaus steht das Ordnungsamt in ständigem Kontakt mit der Polizei. „Schon bald soll es vor Ort wieder regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen geben“, stellte Bernhard Bösing in Aussicht, der Leiter des städtischen Ordnungsamts.

Übrigens: Die Unternehmer „auf Ewald“ sind auch in diesem Jahr eingeladen, sich an der ExtraSchicht am 30. Juni zu beteiligen. Infos dazu gibt es im Kulturbüro bei Bernd Uppena (02366 303-310; oder b.uppena@herten.de).