Recklinghausen. .

Kinder zur Welt zu bringen, das ist für Angelika Kalb nicht einfach ein Beruf, sondern Berufung. „Geburt in Geborgenheit“, so die Leitende Hebamme des Prosper-Hospitals, sei der Leitsatz der geburtshilflichen Abteilung der Klinik an der Mühlenstraße. „Und genau diese wollen wir ihnen ermöglichen.“ Wie, das erläutern die 35-Jährige und Ansgar Busert (35), Oberarzt der Frauenklinik im Haus, beim der WAZ-Medizin-Matinee an diesem Sonntag. Informativ und engagiert.

Dass die Betreuung durch eine Hebamme schon in der Schwangerschaft wichtig ist, erklärt Angelika Kalb u. a. den Besuchern. Auch, weil die Expertin werdenden Müttern (und Vätern) hilfreiche Tipps geben und (oft unbegründete) Ängste nehmen könne. „Wenn Sie noch eine Hebamme suchen: Wir haben Listen hier im Haus.“ Zudem biete das „Prosper“ an jedem Mittwoch eine Hebammen-Sprechstunde an (14.30 - 16 Uhr).

Auch über Geburtsvorbereitungs- und Geschwisterkurse erfahren die Anwesenden bei der WAZ-Medizin-Matinee etwas. Sie hören, dass sich mit Taping, einer Klebeband-Therapie, u. a. Ischias-Beschwerden lindern lassen (wenn der Bauch schwer wird). Und dass es eine spezielle Akupunktur zur Geburtsvorbereitung gibt (erst ab der 36. Schwangerschaftswoche, da die Technik Frühwehen auslösen kann).

Christiane Gödecker (26) und Markus Rappl (31), die im September ihr erstes Kind erwarten, hören aufmerksam zu. Eine andere Schwangere macht sich Notizen, und Ursula Nickel (77), die vier Kinder groß gezogen hat, sagt: „Es hat sich viel verändert rund um die Geburt – zum Guten.“

In der Tat: Die Bedürfnisse der schwangeren Frauen, ihrer Partner und die der Neugeborenen bestimmen heutzutage die Arbeit von Hebammen und Ärzten, betont auch Ansgar Busert. Das sogenannte Bonding, bei der das Neugeborene der Mutter heute kurz nach der Entbindung nackt auf den Bauch gelegt wird, nennt er dafür als ein Beispiel: Dadurch gibt es wesentlich seltener Anpassungsstörungen.“

Bei der Kreißsaal-Führung dann staunen Christiane Gödecker und Co. nicht schlecht: Freundliche Farben, gedämpftes Licht, ein Raum mit einer Riesenbadewanne (für eine Wassergeburt), ein anderer mit Spezialbett und Roma-Rad (der Nachbildung eines Gebärmutterstuhls aus dem Mittalter), und die technischen Geräte stets im Hintergrund.

Geburt in Geborgenheit? „Ganz wichtig ist“, sagt Angelika Kalb, „dass Sie sich bei der Entbindung sowohl sicher, als auch wohl fühlen.“

Drei Fragen an: Hebamme Angelika Kalb

Frau Kalb, Sie haben als Hebamme schon mehr als 1000 Kindern auf die Welt geholfen. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Geburt?

Aber sicher. Die war 1998, damals habe ich zweieiigen Zwillingen auf die Welt geholfen. Erst kam der Junge, dann die „kleine“ Schwester“. Für mich war diese Geburt ein magischer Moment, ein Zeichen, dass meine Berufswahl richtig war. Denn den Anstoß, Hebamme zu werden, hat mir ein Buch von Hebamme Lisbeth Burger gegeben: „Mit Zwillingen fing es an“.

Gewöhnliche Geburten, sagen Sie, gibt es nicht. Gibt es eine unvergessliche?

Vor zehn Jahren habe ich mal ein Baby im Taxi entbunden. Die Mutter hatte einen Blasensprung und es mit dem Taxi zwar noch bis vors Krankenhaus, aber nicht mehr in den Kreißsaal geschafft.

Letzte Frage: Haben Sie bei einer Entbindung eigentlich auch schon einmal geweint?

Ja, zuletzt am Freitag. Zwar berührt mich jede Geburt auf eine bestimmte Art und Weise. Aber wenn sich Eltern so sehr über ihr Kind freuen wie in diesem Fall, dann nimmt mich das emotional ganz besonders mit. Das Kind, ein Mädchen, hat übrigens noch keinen Namen.

Zahl des Tages: 158 – So viele Kinder wurden in diesem Jahr vom 1. Januar bis gestern, 11. März, im Recklinghäuser Prosper-Hospital bislang bereits geboren – 80 Jungen und 78 Mädchen (je ein Junge und ein Mädchen kamen dabei am Neujahrsmorgen auf die Welt). Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr erblickten im „Prosper“ insgesamt 605 Kinder das Licht, darunter waren 308 Jungen und 297 Mädchen.