Recklinghausen . Die Leidenschaft zum Beruf gemacht: Marc Hausmann sattelte vom Vertriebsmanager zum Kaffeeröster um.
Einfach herrlich: der Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen. Wer die Tür zu Marc Hausmanns Kaffee-Rösterei an der Hermann-Bresser-Straße öffnet, den empfängt eine wahre Sinfonie an Kaffeedüften. Hier hat sich der gebürtige Recklinghäuser, der eigentlich etwas ganz anderes gelernt hat, seinen Traum verwirklicht. Als Vertriebsmanager für eine Energiefachmesse war er in ganz Europa unterwegs.
Die Idee, selbst Kaffee zu rösten, wurde geboren aus seiner Unzufriedenheit über die teils schlechte Qualität von Kaffee. „Ich habe mich immer gefragt, warum der Kaffee mancherorts so schlecht schmeckt. Liegt’s an den Bohnen, liegt’s an der Röstung?“ Irgendwann habe er dann verschiedene Röstseminare besucht und die Prüfung mit Auszeichnung und Zertifikat abgeschlossen. Die guten Ergebnisse haben ihm gezeigt „dass ich es echt gut kann“ und ihn dann dazu ermutigt, eine eigene Rösterei zu eröffnen.
„Freunde und Familie waren anfangs noch skeptisch. Ob ich denn denke, dass ich damit Erfolg habe?“, erzählt der 39-Jährige. „Doch die Eröffnungsfeier hat voll eingeschlagen. Die Leute standen bis auf die Straße, um den Kaffee zu kaufen. Das hat dann auch meine letzten Kritiker überzeugt.“
Hausmanns Geheimtipp und Spezialität ist die selbst komponierte „Café Creme“- Mischung: Ein Zusammenspiel aus dunkleren Espresso-Bohnen und helleren Kaffee-Bohnen. „Der Ursprung von Café Creme liegt in der Schweiz. Mittlerweile ist die Mischung aber auch hierzulande gefragt“, erzählt Hausmann.
Auf schwarzen Kreidetafeln lesen sich dann noch die Namen anderer wohlklingender Sorten wie „El Cashal“, „Brazil Pro Mirante“, „Mexico Organic“ und „Brazil Santos Decaf“. Ob vollmundig-rund, oder würzig-fruchtig: für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Qualität kostet Geld. Das wissen auch Kaffeeliebhaber. So fängt die Preisskala für ein halbes Pfund Kaffee auch nicht unter fünf Euro an. Dafür sind die Bohnen aber auch handverlesen. Dank der kleineren Röstmengen von bis zu zehn Kilogramm kann Hausmann auch individuell auf Kundenwünsche eingehen. „Wenn mehrere Kunden auf mich zukommen , weil sie ein Problem mit Säure haben, aber ihnen die Sorte geschmacklich eigentlich zusagt, kann ich den Kaffee so rösten, dass er auch ihnen bekommt.“
Aber nicht nur Kaffee, sondern auch allerhand andere Utensilien rund um die braune Bohne – Dosen, Duschgel und Cremes – finden sich in der Rösterei. Besonders mondän: eine Luxus-Tasse mit einem Swarovski-Stein im Griff, die auf den ersten Blick aber aussieht wie ein Ring, der mit einem dicken „Klunker“ verziert ist.
Wer noch gar nicht weiß, welche Sorte ihm am besten schmeckt, kann bei einer Verköstigung den persönlichen Lieblingskaffee entdecken. Was die wenigsten wissen: Auch mit der edelsten Bohne kann man „schlechten“ Kaffee kochen. Hausmann zeigt auf seinen schwarz-silbernen Kaffeevollautomaten und holt etwas weiter aus: „Bei dieser Maschine kann ich fünf verschiedene Mahlgrade, die Pulvermenge und vier unterschiedliche Brühtemperaturen einstellen. Daraus ergeben sich zig unterschiedliche Kaffees. Wer sich nicht auskennt, versaut sich so trotz teurem Vollautomat seinen geliebten Kaffee.“
In Zukunft plant der Recklinghäuser auch den allseits beliebten „Coffee to go“ anzubieten. „Wenn die Nachfrage vorhanden ist, warum nicht?“ meint der 39-Jährige verschmitzt. Für Recklinghausen ist die Rösterei eine Bereicherung, denn sie ist in dieser Form bisher einzigartig.