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Veronika der Lenz ist da... so ein bisschen zumindest. Langsam, ganz langsam, mehren sich die Vorboten auf den Frühling, arbeiten sich Schneeglöckchen, Narzissen und Krokusse durchs Erdreich, bilden Bäume und Sträucher erste Knospen, werden die Winterjacken weniger und die Sonnenbrillen mehr. Meteorologisch gesehen hat der Frühling bereits am 1. März begonnen. Und auch wenn Wind und Regen gelegentlich noch frösteln lassen, werden doch die Vöglein immer lauter, als wollten sie zwitschern: „Nun macht euch bereit!“
Gar nicht dumm von den Piepmätzen, sind sie doch mit dieser Aufforderung sozusagen in eigener Sache unterwegs: Der Naturschutzbund (Nabu) in Herten hat bereits 40 Nisthilfen für Eulen, Turmfalken, Hohltauben, Mauersegler, Singvögel, Baumläufer, Bienen und Hornissen überprüft, gereinigt und ausgebessert. Das ist wichtig, denn in den alten Behausungen machen sich häufig Flöhe, Milben oder Lausfliegen breit.
Auch deshalb rufen die Naturschützer alle Gartenbesitzer dazu auf, es ihnen gleichzutun. Es genüge, das alte Nest zu entfernen und bei starker Verschmutzung die Nistkästen auszubürsten. Wichtig ist, dass die Kästen in zwei bis drei Meter Höhe aufgehängt und das Einflugloch nach Osten oder Südosten ausgerichtet ist. Zudem sollte die Möglichkeit zum freien Anflug gewährleistet sein. Tricks, Tipps, und Bausätze gibt es immer sonntags zwischen 14 und 17 Uhr im Kellergewölbe des Schloss Herten.
Haben es die gefiederten Gäste erst schön, kann sich der engagierte Hobbygärtner an die ästhetische Gestaltung seines kleinen Paradieses machen: Es ist Primelzeit. Auch und vor allem bei Gärtner Werner Rudel aus Herten, der die kunterbunte Blütenpracht in tausendfacher Ausführung züchtet und verkauft. Und weil das so ist, kann Rudel schon im Winter den Duft des Frühlings schnuppern. „Wenn ich im Januar hier ins Gewächshaus komme, die ersten Blütkes rauskommen und die Sonne rein scheint und es riecht so schön nach Primel, das ist einfach geil.“ Geil sind auch die Farben, mit denen die sonst so klassische Primel in dieser Saison daherkommt: Apfelblüte heißt der Verkaufsschlager, kräftiges Pink im Blütenkelch trifft zartes Rosa an den Blütenblatträndern. „Und gelb geht immer, das ist der Klassiker, was für die Seele, weil sich doch im Moment einfach alles nach hell sehnt“, weiß der Experte.
Eine ordentliche Primel übrigens muss fest und knackig sein, labbriges Laub und schlappe Blüten sind ein Anzeichen für schlechte Qualität. Wer so eine knackig frische Primel bei Werner Rudel kauft, kann die natürlich mittlerweile rauspflanzen. Ebenso wie Stiefmütterchen, Bellis und alle möglichen Arten von Zwiebelpflanzen. „Die Vorgetriebenen“, warnt der Fachmann. „Richtig Zwiebeln in den Boden setzen, muss man spätestens vor Weihnachten.“ Zuvor gilt es natürlich, die Spuren von Herbst und Winter zu beseitigen, Laub wegzuräumen und den Boden zu lockern.
Und was macht, wer keinen Garten hat? Nun der lässt sich zum Beispiel von Werner Rudels grünem Daumen die Balkonkästen bepflanzen: mit knallpinken Primeln, leuchtend gelben Stiefmütterchen, zart blauen Vergissmeinnicht. Und dann wird er schon kommen, der Frühling.