Recklinghausen. . „Da ist noch Luft nach oben“: das 3. Kirchliche Filmfestival könnte schon größer sein als ein prallvolles Wochenende vom 16. bis 18. März.

Die beiden Festivalmacher haben längst die Qual der Wahl: „Uns werden von Produktionsfirmen schon Filme angeboten“, sagt Michael Kleinschmidt. „Da ist noch Luft nach oben.“ Gemeint ist das Kirchliche Filmfestival, dessen dritte Auflage vom 16. bis 18. März im Cineworld elf erlesene Produktionen präsentiert. Horst Walther träumt schon laut vom „Festivalzelt“ in der Kemnastraße.

Nur bei diesem Stichwort zeigt sich Kino-Chef Kai-Uwe Theveßen skeptisch – ansonsten aber rundum begeistert: „Hier ziehen wirklich die Filme.“ 1100 Fans besuchten Festival Nr. 1, im Vorjahr kamen 1300. Annähernd 100 Filme sichteten die beiden Künstlerischen Leiter. Der ausgemachte Trend auf jene Werke, „die in den nächsten Monaten erscheine“ laute, so Walther: „Krieg und Kriegsfolgen.“

Das harte Thema kann bezaubernd heiter daherkommen – wie beim Auftaktfilm Krieg der Knöpfe (um 15 Uhr). Die neue Verfilmung des Kinderbuchs versetzt die Handlung in die Zeit der NS-Besatzung: Die Kinderbanden aus Longeverne und Velrans verbünden sich, um das jüdische Mädchen Violette zu beschützen.

Tiger Factory (16.30 Uhr) ist der Film zum Weltgebetstag, der gestern mit Liturgie aus Malaysia gefeiert wurde: Quasi-dokumentarisch zeigt er den Überlebenskampf einer Arbeiterin und ihren Traum, in Japan ihr Glück zu machen.

„Eine Perle“ nennt Michael Kleinschmidt Generation Kunduz (20 Uhr), eine Dokumentation „jenseits der Feldherren-Perspektive“: Martin Gerner zeigt das Leben fünf junger Afghanen und ihre Sehnsucht nach Normalität.

„Wir hatten auch Wim Wenders angefragt“, sagt Horst Walther. Um 14.30 Uhr nämlich zeigt das Cineworld mit Pina die erste 3 D-Produktion des Kirchlichen Filmfestivals. Aus Wuppertal kommt Pina Bauschs Nachfolger Robert Sturm nach Recklinghausen.

Allerdings muss man sich entscheiden zwischen Tanztheater und Historienfilm, denn Henri 4 startet um 15 Uhr. Neben Regisseur Jo Baier besucht auch Regina Ziegler, die bedeutendste deutsche Filmproduzentin, das Festival.

In Die Ausbildung (17 Uhr) erzählt Dirk Lütter vom Arbeits- als Kriegsschauplatz. „Auf eiskalter Platte serviert“, so schildert Kirchenkreis-Sprecher Hans Hubbertz den Blick ins Callcenter-Business.

Kaddisch für einen Freund (20 Uhr) erzählt von einem Kleinkrieg in Kreuzberg: Ein junger Libanese verwüstet bei einem Einbruch die Wohnung seines jüdischen Nachbarn. Die Eltern zwingen den Sohn, bei dem alten Mann den Schaden wieder gutzumachen. Regisseur Leo Khasin praktizierte als Zahnarzt in Kreuzberg. Er erhält den mit 2000 Euro dotierten Preis des Festivals – zu dem auch wieder ein Olivenbäumchen gehört.

Die deutsch-polnische Co-Produktion Die verlorene Zeit (11.30 Uhr)erzählt vom Holocaust und aus der Gegenwart. Produzent Sven Woldt spricht über Anna Justices schmerzvoll-poetischen Film.

Vom „Krieg ums Wasser“ handelt Und dann der Regen (15 Uhr) – zugleich ein Film vom Filmemachen: Während der junge Spanier Sebastian in Cochabamba eine Filmbiographie Columbus’ dreht, kämpfen dort die Bolivianer um ihre Rechte an dem Lebensmittel.

Der Film gründet auf der Doku „Der große Ausverkauf“ von Florian Opitz – und dieser Regisseur ist der Extra-Gast des Festivals mit dem nachträglich aufgenommenen Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (17.30 Uhr): eine hintergründige Selbstbeschreibung von der Suche nach Entschleunigung.

Zum Festival-Schluss um 20 Uhr eine Komödie aus dem Libanon: Wer weiß wohin? Die Männer, Muslime und Christen eines Dorfes, schikanieren sich nach Kräften. Ihre Frauen haben den Kleinkrieg satt – und schmieden (mit Regisseurin und Hauptdarstellerin Nadine Labaki) fantasievolle Pläne. „Noch viel amüsanter als in der antiken Komödie“, meint Liesel Kohte vom Arbeitskreis Kirche und Kino.