Recklinghausen. . 14 Schüler stellten sich beim Lesewettbewerb der kritischen Jury und begeisterten das Publikum.

Ein Tisch, ein Mikrofon und vier Minuten Zeit, um aus dem Wunschbuch verständlich und anschaulich vorzulesen. Und zwar so, dass es anderen Spaß macht zuzuhören und sie sich das Vorgelesene so richtig gut vorstellen können. Das sind die Grundregeln im Lesewettbewerb. Klingt einfach, ist es aber nicht …

Ein gutes Buch, mehr brauchten die 14 Schülerinnen und Schüler nicht, um ihren Auftritt zu einem Erfolg zu machen. Am Freitag fand der Kreisentscheid für den Vorlesewettbewerb 2011/2012 im Rathaus Recklinghausen statt. Seit 1959 führt der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jährlich den Wettbewerb durch, „um öffentliche Aufmerksamkeit für das Kulturgut Lesen zu erregen, Leselust zu wecken und die Lesekompetenz der Kinder zu stärken.“ Mehr als 700 000 Kinder aus den sechsten Klassen aller Schularten beteiligen sich jährlich daran.

Moderator und Buchhändler Patrick Musial versuchte schon im Vorfeld, den jungen Vorlesern das Lampenfieber zu nehmen, indem er „auch etwas zum allerersten Mal machen“ wollte – Blockflöte spielen vor dem Mikro. Cool, wie das „Oh, when the saints …“ im altehrwürdigen Ratssaal klingt. Ähnlich geht es den jungen Vorlesern. Sie stehen zwar nicht das erste Mal vor Publikum, schließlich haben sie alle schon den Vorlesewettbewerb in ihrer Schule gewonnen, aber vor so vielen fremden Erwachsenen haben sie noch nie gelesen. Und dann will auch noch die fünfköpfige Jury überzeugt werden, die nach jedem Vortrag Kringel und Kreuzchen auf dem Auswertungsbogen macht.

Carolin Detering von der Martin-Luther-Hauptschule in Herten-Westerholt liest aus ihrem Lieblingsbuch „Das verschwundene Fohlen“ von Joanna Campbell – sicher und flüssig, etwas zu schnell manchmal –, aber vor einem Publikum von 50 Zuhörern vorzutragen, ist nun mal Stress. Selbst wenn das Publikum begeistert klatscht und Eltern aufmunternde Blicke Richtung Nachwuchs schicken. Später wird sie als die beste Vorleserin aus der Gruppe der Hauptschüler gekürt und demnächst am Bezirksfinale in Vreden teilnehmen.

Bajram Alioski von der Kath. Hauptschule in Marl hat sich für die „Vorstadtkrokodile“ von Max von der Grün entschieden. Seine Stimme bekommt richtig Klang, als er die spannende Szene von der Mutprobe vorliest. Der Wettbewerb ist auch ein Beispiel dafür, dass Lesen die Integration fördert und Kinder, die gerne lesen, in der Schule besser klar kommen. Sicherlich, es gibt Bücher, die dankbare Vorleseliteratur sind, weil sie viele Dialoge enthalten, weiß Patrick Musial, der den Wettbewerb seit Jahren begleitet (und eine sinkende Qualität bei den Büchern ausmacht, die die Kinder auswählen). Oder sie sind so spannend, dass man nach den vier Minuten gerne wissen würde, wie es weiter geht. Solch ein Buch hat Helena Lorenz mit Rachel Wards „Numbers – Den Tod im Blick“ gewählt. Die Schülerin des Marie-Curie-Gymnasiums bemüht sich, entspannt zu sein und nicht durch den Text zu hetzen. Sie hebt und senkt die Stimme, legt dramatische Pausen ein, fixiert das Publikum. Dicker Applaus. Nun wird sie die Region beim Bezirksentscheid am 25. April in Dülmen vertreten.

Für die anderen gilt: dabei sein ist alles. Alle Teilnehmer des Vorlesewettbewerbs erhalten aus der Hand von Bürgermeister Wolfgang Pantförder eine Urkunde und das Buch „Fennymores Reise oder wie man Dackel im Salzmantel macht“. Macht auch neugierig.