Marl. .

Auf der Carl-Duisberg-
straße in Marl passierte gestern etwas, das nicht hätte passieren dürfen: Eine Wasserzufuhrleitung von Haltern nach Marl brach – gegen 3.30 Uhr morgens. Mit Hochdruck schoss das Wasser aus dem Rohr heraus durch die Asphaltdecke, flutete schnell Straße und Häuser.

„Da hätte man Wildwasser fahren können, so schoss das Wasser an uns vorbei“, schilderte Peter Berner, ein Leid tragender Anwohner, die Szenerie. Keller liefen randvoll. Heizungen fielen aus. Die Stromzufuhr wurde unterbrochen. Es traten etwa 1300 Kubikmeter Wasser (das entspricht rund 1,3 Millionen Litern) mit hohem Druck aus, die abschüssige Straße wurde unterspült, das Wasser hinterließ einen etwa 15 x 6 Meter großen Krater. Und nicht nur Wasser schwappte in 15 Keller. Durch den Druck wurden auch tonnenweise Sand und Dreck hochgespült. Auf einer Länge von fast 400 Metern sammelte sich das Wasser in einer Senke und gefror in den frühen Morgenstunden. Im Bereich Carl-Duisberg-Straße ging nichts mehr. Die Folge: eine weiträumige Absperrung.

Bis gestern zum frühen Nachmittag war die Feuerwehr damit beschäftigt, den letzten Keller leerzupumpen. Der Schaden: zigtausende Euro. Ein älterer Mann musste ins Krankenhaus gebracht werden. Er war auf dem glatten Gehweg ausgerutscht und hatte sich am Becken verletzt.

„Das Wasser stand kopfhoch im Keller. Das war der reine Wahnsinn“, sagte Anwohnerin Ivonne Hüser (33). Sie selbst war in der Nacht durch ungewohnte Geräusche wach geworden. Stand auf, schaute erst draußen nach, dann in den Keller und sah die Bescherung. Waschmaschine, Kühltruhe, Heizung, Vorräte: So ziemlich alles sei hin.

Während in einigen der einem guten Dutzend Häuser Wasser und Stromzufuhr bis zum frühen Nachmittag wieder hergestellt werden konnten, müssen sich Ivonne Hüser und Peter Berner noch in Geduld über. „Morgen soll der Strom wieder da sein“, sagte der 41-Jährige gestern Mittag. Erstaunlich gelassen nehmen er und Ivonne Hüser die Schäden hin. Ruhig und sachlich ordnen sie die Dinge. Wie auch ihre Nachbarn.

„Die Leute hier sind durchweg ruhig geblieben“, sagt auch Wilhelm Bunzel, Einsatzleiter der Feuerwehr. 20 seiner Kollegen waren stundenlang damit beschäftigt, um die Keller leerzupumpen und Gebäude zu sichern. Vertreter des Lippeverbandes, der Versorger sowie des Sozialamtes kümmerten sich. Fieberhaft wurde an den beschädigten Leitungen und am Hauptrohr inmitten des Straßenkraters gearbeitet. Auf der Straße wurden kubikmeterweise Schlamm und Sand aufgehäuft und abtransportiert.

Was die Ursache für den folgenschweren Rohrbruch war, sei noch nicht klar, erklärte eine Gelsenwasser-Sprecherin gestern. Es könne durchaus sein, dass eine Bodenbewegung infolge des Frosts die Ursache sein könnte.

In den nächsten Tagen werden Überprüfungen des Straßenuntergrunds auf der Carl-Duisberg-Straße und in der Kanalisation durchgeführt. Eine endgültige Wiederherstellung der Straßenoberfläche kann erst nach diesen Untersuchungen bei Frostfreiheit erfolgen. Die Straße soll von heute an zumindest wieder einseitig befahrbar sein.

Einige der Hausbewohner können derweil in ihren Wohnungen bleiben, andere nicht. Eine 90 Jahre alte Frau muss ein bis zwei Tage in einem Hotel untergebracht werden. Und auch Peter Berner wird vorerst nicht zu Hause übernachten. Er sagt: „Lieber im Hotel sein als zu Hause frieren.“