Recklinghausen. .
Lage und Größe geben ihm echtes Entwicklungspotenzial. Und tatsächlich schlummern in der Schublade einige Nutzungsvarianten für das Deumu-Gelände im Stadtteil Hochlarmark. Bislang aber ist das 14 Hektar große Areal immer noch das, was es seit Jahren ist: ein Sanierungsfall.
Immerhin bahnen sich bei dem durch die Industrie schwer gezeichneten und vor allem im Wasser belasteten Areal bei der Säuberung Fortschritte an. Im Sommer werden dem Kreis als Aufsichtsbehörde Vorschläge zur Sanierung vorliegen. 2013 könnte dann mit der Sanierung selbst begonnen werden, so Manfred Krüger, bei der RWE Service GmbH zuständig für belastete Flächen. Dabei geht es vor allem um die Beseitigung von Teeröl-Rückständen der früheren Kokerei Recklinghausen I und von Kohlenwasserstoffen aus einem Schrott-Schredder, den die Deutsche Erz- und Metallunion (Deumu) nach 1945 auf einem elf Hektar großen Teilgebiet des gesamten Areals betrieben hatte.
Momentan läuft dazu eine von der RWE Service beauftragte Machbarkeitsstudie des Duisburger Unternehmens HPC. Dabei geht es, so Krüger, um eine mehrstufige, mikrobiologische Säuberung des Wassers, das sich in Richtung Emscher bewegt. Mit Hilfe von Bakterien, die über Grundwasserpfade transportiert werden, sollen natürliche Abbauprozesse verstärkt und so mit der Zeit das gesamte Areal gesäubert werden. Das Verfahren sei an anderer Stelle erfolgreich eingesetzt worden.
Für zwei unterschiedliche Verfahren werden derzeit Messergebnisse gesammelt. Nach Abschluss soll dann als Akutmaßnahme eine Grundwasser-Sanierungsanlage zum Einsatz kommen, um im Zentrum der Verschmutzung mit der Sanierung zu beginnen. 48 000 Liter Wasser täglich könnten mit Hilfe von Aktivkohlefiltern gereinigt werden. „Uns geht es aber um eine dauerhafte und umfassende Lösung“, sagt Horst Niggemeier, Sprecher von RWE Services. Kein gängiges Verfahren, wie etwa das Auskoffern von Boden, könnte dies gewährleisten. Außerdem, so Manfred Krüger, könnte schon während der unterirdischen Sanierung das Areal entwickelt und als Gewerbefläche genutzt werden. Er kündigte an: „Wir werden uns an der Sanierung beteiligen“ – sie aber nicht allein tragen. Die Kosten schätzt er auf einen einstelligen Millionbetrag.
Zur Kostenbeteiligung heranziehen könnte der Kreis nach Auskunft von Sprecher Jochem Manz zudem die Eignerin der Fläche. 2010 hatte die I.E.-Projektentwicklungsgesellschaft aus Schermbeck das Gebiet erworben.
Federführend bei der Sanierung ist RWE als Folgebetrieb der Harpener Bergbau AG, die von 1890/91 an auf dem Gelände die Zeche Recklinghausen I und eine Kokerei unterhalten hatte. Kein Interesse habe das Unternehmen an der Entwicklung des Geländes, das die Stadt nach Auskunft von Sprecherin Corinna Weiß so schnell wie möglich für eine gewerbliche Nutzung saniert sehen will.
Dass „Straßen.NRW“ das Deumu-Gelände im Planfeststellungsverfahren des A 43-Ausbaus als „Bauhof“ vorsieht und ein Erstzugriffsrecht auf die Fläche besitzt, muss kein Hindernis sein. Projektleiterin Elfriede Sauerwein-Braksiek erklärte gegenüber der WAZ: „Wenn das einer gewerblichen Nutzung entgegenstünde, suchen wir eine andere Fläche.“