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Es gibt Gegenden im Vest, da sind die Leute nicht besonders gut auf den Bergbau zu sprechen. In den Halterner Stadtteilen Hamm-Bossendorf und Lippramsdorf beispielsweise streiten viele Hauseigentümer mit der Ruhrkohle AG, aber auch in Herten, Marl oder Recklinghausen und vereinzelt im Ostvest.
Zwar ist das Ende der Steinkohleförderung in Sicht – 2015 schließt die Marler Schachtanlage Auguste Victoria – doch die Bergschäden werden den aktiven Steinkohlebergbau überdauern. Und so spielen sie im Vest nach wie vor eine große Rolle.
Und dort greift der Verband bergbaugeschädigter Haus- und Grundeigentümer (VBHG) mit Sitz in Herten ein. Achim Sprajc, stellvertretender Geschäftsführer des VBHG: „Die Zahl der Fälle, die wir vertreten, ist nahezu konstant.“ 7997 Fälle, in denen mit dem Bergbau über Bergschäden verhandelt wurde, haben die 39 Mitarbeiter im letzten Jahr abgewickelt. Insgesamt wurden für Hauseigentümer Werte von 31,2 Millionen Euro „erstritten“. Die Schadensfälle konzentrieren sich im Wesentlichen auf Landstriche, in denen noch aktiv Kohle abgebaut wird. 664 Fälle hat der Sachverständigen-Verband in acht Vest-Städten noch vor der Brust, die meisten in Herten (225), die wenigsten in Datteln. Dort wurde 2011 lediglich ein Fall bearbeitet. 900 Euro wurde an einen Hauseigentümer für einen kleineren Schaden gezahlt. Neue sind bisher nicht dazugekommen.
Noch Bergsenkungen erwartet
Insgesamt geht der Verband davon aus, dass die Zahl der Bergschäden zurückgehen wird – allerdings nicht zeitgenau mit dem Ausstieg aus der Kohleförderung. Es werde je nach geologischer Beschaffenheit des Bodens noch in einigen Jahren zu Bergsenkungen kommen, sagt der VBHG-Geschäftsführer Detlev Finke.
Diese Einschätzung sei zwar kein Dogma, es gebe aber Faustregeln. Sie besagen, dass 90 Prozent der Schäden binnen eines Jahres nach Beginn des Abbaus unter Tage auftreten. Zehn Prozent der Schäden würden bis zu fünf Jahre nach Stilllegung der Abbaugebiete eintreten. Diese Faustregel träfe für viele der von seinem Verband bearbeiten Fälle zu, aber nicht auf alle. Es gebe auch Schäden, die nach noch längerer Zeit auftraten.
Aktuell hat der Bergbau die Förderung in Haltern im Bereich Holtwick-Tannenberg neu aufgenommen. Dort lagern Tonnen von Steinkohle, die in den nächsten drei Jahren abgebaut werden sollen. Die Kohle werde aber in einer nicht stark besiedelten Gegend gewonnen.
Hauseigentümer sensibilisiert
Dass die Zahl der Bergschäden in der Region nicht abgenommen hat, liege auch daran, dass Hauseigentümer sensibilisiert seien und bei Rissen im Haus genauer hinschauten, ob Bergsenkungen durch den Kohleabbau als Ursache infrage komme. Aber nicht nur Schäden am Haus stehen dabei im Fokus. Auch bei schadhaften Versorgungsleitungen im Boden oder Kanälen werde genauer hingeschaut.
In der Regel kann sich der Verband mit der Ruhrkohle AG einigen. Dass ein Fall vor Gericht komme, sei die absolute Ausnahme. Vor Gericht zieht mancher Hausbesitzer, der mit dem vom Verband ausgehandelten Schadensersatz nicht einverstanden ist und mehr verlangt. Doch diese Eigentümer müssen einen langen Atem haben, denn solche Verfahren ziehen sich nicht selten über Jahre hin.