Marl. .
Wissen Sie, was ein „ZVK“ ist, welcher Begriff mit „i. v.“ abgekürzt wird und was sich hinter den beiden Buchstaben „s. c.“ verbirgt . . .?
Nun, wenn Sie nicht gerade im Bereich der Medizin arbeiten, dann brauchen Sie das ja auch nicht zu wissen. Als Arzt dagegen schon. Und deshalb büffeln Theodor Apostol (25), Alexandra (25) und Diana (28) Petrov aus Rumänien, Georgus Papadopoulos (27) aus Griechenland und der Syrer Yamane Benkhadra (25) zurzeit eifrig medizinische Vokabeln. Sie lernen, zum Beispiel, dass „ZVK“ für einen „Zentralen Venenkatheter“ steht. Dass sich hinter „i. v.“ das Wort „intravenös“ (in die Vene) verbirgt und hinter „s. c.“ subcutan (unter die Haut).
Es ist eine Premiere, die sich da in diesen Tagen im Lucy-Romberg-Haus ereignet: Herbert Trautz (55), ein Sprachenlehrer der Auslandsgesellschaft Deutschland mit Sitz in Dortmund, unterrichtet Ärzte mit Zuwanderungsgeschichte in Deutsch. Nicht, dass die fünf Mittzwanziger in dieser Sprache bei Null anfangen würden, ihre Deutschkenntnisse sind durchaus alltagstauglich. Aber das genügt im hektischen, durchprogrammierten Krankenhausalltag schon lange nicht mehr, hat der Initiator des Projektes, der Halterner Gesundheitsökonom Silvio von Entress (52) festgestellt. Vor einiger Zeit hätten die Krankenhäuser vor dem Hintergrund des zunehmenden Ärztemangels noch Verständigungsschwächen und eine längere berufliche Einarbeitungsphase bei den Kollegen aus dem Ausland toleriert, sagt von Entress, der jahrelang selbst als Geschäftsführer in Krankenhäusern der Region tätig war. Mittlerweile allerdings erwarteten Kliniken, „dass ein Arzt nach spätestens drei Monaten Karenzzeit selbstständig arbeiten und auch Dienste ohne fremde Hilfe ableisten kann.“
In Zusammenarbeit mit der Auslandsgesellschaft hat von Entress daher spezielle Sprachkurse für Ärzte mit Zuwanderungsgeschiche entwickelt, in denen die medizinischen Nachwuchskräfte fit gemacht werden für den hiesigen Krankenhausalltag. Neben der Einübung medizinischer Fachbegriffe auf Deutsch üben die Kurs-Teilnehmer, sich künftigen Kollegen und Patienten gegenüber phonetisch sauber und grammatikalisch korrekt auszudrücken. Sie absolvieren einen Erste-Hilfe-Kursus und lernen zudem einiges über die Strukturen in deutschen Kliniken. Hospitation inklusive.
Diese Art von Innenschau haben die Premierenteilnehmer mittlerweile hinter sich, und nicht zuletzt sie hat den Kurs-Teilnehmern einiges gebracht. Diana Petrov etwa, die einen Tag lang in die Abläufe der viszeralchirurgischen Klinik am Marler Marienhospital hineinschnupperte –und dabei ihre erste Patienten-Dokumentation sah. Oder Georgus Papadopolus, der an einem Bottroper Krankenhaus sogar bei einer Operation mitmachen durfte, und vor Ort seine ersten Aufklärungsbögen sah. „So etwas gibt es bei uns in Griechenland gar nicht.“
Nachwuchsärzten aus dem arabischen Raum, aus Griechenland und Syrien die deutsche Sprache zu vermitteln, sei „das A und O“ der MedCoNet-Kurse, betont von Entress. „Doch unsere Philosophie ist es, den ausländischen Medizinern auch eine gewisse Kultur zu vermitteln über unser Gesundheitssystem.“
Auf dass deren Berufseinstieg in deutschen Krankenhäusern nicht zum Flop gerät.