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Es ist noch früh. Von Morgengrauen ist nichts zu sehen; und doch hat Markus Nagel aus Haltern am See seinen halben Dienst schon geleistet. Gemeinsam mit seinem Kollegen Benjamin Weiffenbach arbeitet er als Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei Gelsenkirchen – und ist in Winterdienst-Bereitschaft.

Während sich die meisten Autofahrer freuten, dass nicht gekratzt werden musste, hatten die beiden trotzdem gut zu tun. Reifglätte auf Brücken musste beseitigt werden. „Unsere Arbeit ist die Sicherheit im Straßenverkehr“, erklärt Nagel. Dafür bringen sie sich jeden Tag selbst in Gefahr.

Ihr Zuständigkeitsbereich ist groß und auch Teile des Vests werden von Gelsenkirchen aus betreut. Dazu gehört die A 43 im Süden von Recklinghausen, weite Teile der
A 42 und der A 52. Dazu kommen unzählige Kilometer Bundes- und Landesstraßen.

Im Kreuz Castrop-Rauxel muss an diesem Morgen eine Markierung erneuert werden. „Das macht eine Fremdfirma, aber wir müssen die Sicherung übernehmen“, erklärt Benjamin Weiffenbach (27). Sicherheit steht immer ganz oben auf der Liste. „Am sichersten wäre es für uns, wenn wir das Kreuz sperren würden, aber das kann man nicht so einfach machen. Es müsste eine Umleitung eingerichtet werden und das mitten im Berufsverkehr“, sagt Markus Nagel (36).

Der Vater von zwei Kindern ist seit 1991 bei der Autobahnmeisterei. Bei ihm sitzt jeder Handgriff. Beim Aufstellen der rot-weiß gestreiften Hütchen ist der Blick zurück über die Schulter automatisiert. „Die interessiert doch nicht, was wir hier machen. So lange der Verkehr läuft, rasen die auch mit 120 durch die Baustelle“, sagt er und nickt in Richtung Fahrbahn. Und so ist die Hoffnung auf einen Stau immer groß. „Dann können wir am besten arbeiten.“

Wie brenzlig der Job werden kann, hat Benjamin Weiffenbach vor einem Jahr am eigenen Leib erlebt. Ein Sportwagen-Fahrer raste mit 160 km/h in den Sicherungs-Anhänger am Ende einer Baustelle und flog mit seinem Gefährt durch die Luft. „Hätten wir nicht den Hänger zur Sicherung, sondern nur einen Mannschaftswagen da stehen gehabt, wäre der Wagen auf uns drauf geflogen“, erinnert er sich.

Und während er es sagt, knallt es auf der gegenüberliegenden Fahrbahn. Ein Lkw-Fahrer hat die Ladeklappe seines Schleppers nicht richtig verschlossen. Altpapier fliegt über die Bahn. „Auch das gehört zu unserem Job. Wie oft hört man im Radio von Metallteilen auf der Fahrbahn“, sagt Weiffenbach. Eine der gefährlichsten Aufgaben der Straßenwärter. Dann ist Erfahrung gefragt. Die Lücke im fließenden Verkehr muss groß genug sein. „Unser Oberwärter hat uns immer eingeimpft: ‘Wer rennt, der fällt, und wer fällt, ist tot’. So ein Satz bleibt hängen und man hält sich daran“, sagt Weiffenbach. Diesmal haben die beiden Glück. Das Altpapier „verfliegt“. Keiner muss den Gang auf die Bahn wagen.

An diesem Morgen sind es nur einige Lkw, die der Sicherung der Baustelle bedrohlich nahe kommen. Markus Nagel steht an der Einfahrt des Kreisels und macht auf die Gefahr aufmerksam. Mit den Händen deutet er den Fahrern, langsam zu fahren. Den Mann am Steuer eines Kleintransporters interessiert das nicht. Er telefoniert und schüttelt nur den Kopf. „Leider normal“, sagt Nagel, dessen Frau ebenfalls als Straßenwärterin im Einsatz ist, und seine Kopfbewegung gleicht der des Fahrers.

Zum Glück passiert diesmal im Kreuz Castrop-Rauxel nichts. Verlassen wollen sich die Straßenwärter darauf aber nicht. „Eine Lebensversicherung sollte schon jeder von uns haben. Die ist aber teurer als bei Feuerwehrleuten“, erklären die beiden und lachen.