Recklnghausen. .
„Es ist alles immer anders, darum macht es mich auch immer wieder neugierig.“ Karin Müller ist begeistert vom Kunstkaufhaus. Das hat am Samstag in Recklinghausen eröffnet, eine Woche zuvor erstmals auch in Düsseldorf, wie Guido Röcken erklärt, Inhaber des „1A – Aktionsraum für Kunst und Design“ am Steintor.
100 Künstler zeigen 1000 Werke für 1 bis 1000 Euro, so lautet das Konzept der 6. „Kunst.Zeit – Wa(h)re Kunst – Das temporäre Kunstkaufhaus“. Der Laden auf zwei Etagen ist vollgepfropft mit Gemälden, Grafiken, Skulpturen, Drucken, Postkarten, Computerwerke und mehr, ohne dabei aber auch nur im geringsten kitschig zu wirken.
Karin Müller hat mehrere Kleinigkeiten für sich selbst und zum Verschenken gefunden. Sie findet die unterschiedlichen Materialien spannend, „etwa diese Werke aus Fußbällen im Schaufenster, obwohl ich kein Fußballfan bin“. Die Vielfalt ist auch Rolf Euler und seiner Frau aufgefallen. Die Recklinghäuser sind erstmals im Kunstkaufhaus und stöbern. „Wenn uns spontan etwas gefällt, werden wir überlegen, aber es ist so vielseitig, da muss man sich erst einen Überblick verschaffen.“
„Ich habe ja für jeden etwas“, verspricht Kulturmanager Röcken. Selbst Lehrer mit Schulklassen kommen. „Einmal ist ein Mädchen am nächsten Tag gekommen und hat mir ihre Bilder gezeigt, ob die verkäuflich waren“, berichtet der Hertener. Drei habe er tatsächlich verkaufen können. Die „Kunst.Zeit“ sei also auch eine Gelegenheit, Kinder an die Kunst heranzuführen. „Kunst als Ware im Regal, um Stöbern und Anfasse, Genießen und Kaufen, das ist ein ergänzendes Angebot zu Galerien und Ausstellungen und baut Hemmschwellen ab.“
Ob es Werke von Hobbykünstlern sind, fragt Ritje Dieckmann . „Zu 90 Prozent sind es Profi-Künstler, die aber noch kein so großes Renommee besitzen, dass sie einen eigenen Galeristen oder ein Atelier haben“, antwortet Röcken. Die Waltroper Kundin hat ein Werk im Comic-Stil von einem somalischen Künstler gefunden, dass sie mitnimmt. Sie hat von Freunden von dem Projekt gehört und ist zum ersten Mal dort. „Ich finde das Kunstkaufhaus toll, auch weil es bezahlbar ist.“
Weil die Werke so dicht gedrängt nebeneinander hängen und stehen, kann der Besucher nicht immer jedes Bild in gebührendem Rahmen betrachten. Das weiß Röcken selber und bietet an, ein Bild mitzunehmen und zu Hause auszuprobieren, ob es dort gefällt.
Die Künstler kommen vor allem aus dem Ruhrgebiet und aus Düsseldorf. Aber die Gruppe aus Somalia mit ihrer Recycling-Kunst zeigt, dass Röcken seine Finger immer weiter ausstreckt. Über seine Veranstaltung „Re-Use“ hat er sie kennengelernt. Nach drei Wochen Kunstkaufhaus könne er genau sagen, welche Farben und Stile aktuell seien. „Dass statt Rot jetzt Lila angesagt ist, sieht man bei meinem Plakat, obwohl ich das unbewusst gemacht habe.“