Haltern am See. Den Pfiffigen gehört die Welt. Andreas Vorholt hat aus einer Radiomeldung seinen Beruf gemacht. Grob gesagt. Denn der gelernte Kfz-Mechaniker hat nach seiner Bundeswehrzeit erheblichen Frust geschoben. Nun wäscht er Autos ohne Wasser.

Andreas Vorholt hat aus einer Radiomeldung seinen Beruf gemacht. Grob gesagt. Denn der gelernte Kfz-Mechaniker hat nach seiner Bundeswehrzeit erheblichen Frust geschoben. Daran konnte auch die Weiterbildung an der Abendschule zum Servicetechniker nichts ändern. Eine Festanstellung war nicht in Sicht – und eine bei einer Zeitarbeitsfirma kam für den 32-Jährigen nicht in Frage.

Dann hörte er diese merkwürdige Geschichte: „In Köln gab es jemanden, der Autos ganz ohne Wasser gewaschen hat.” Nur mit einem Nanoreiniger. Das fand er richtig spannend und suchte den Kontakt. . . „Der Mann hat mich zuerst gefragt, wo ich wohnen würde. Als er Haltern hörte, also Westfalen, da hatte er nichts dagegen, mir die entsprechenden Informationen zu geben.” Weil man sich ja als Anbieter gegenseitig nicht in die Quere kommen würde.

Es folgte die Existenzgründung, die Vorholt jedem, der arbeitslos ist und nicht gleich einen multinationalen Konzern aufbauen will, nur ans Herz legen kann. „Was man braucht, ist die Idee.” Die finanzielle Förderung steht für den Start. „Neun Monate Arbeitslosengeld I plus 300 Euro. Dann muss man einen Bericht schreiben. Wenn alles läuft, erhält man nochmal für sechs Monate die 300 Euro.”

Für Andreas Vorholt läuft's. Gut sogar, seit November 2007. Er sei auch kein Spinner, sagt er über sich. Die Skepsis, mit der ihm die Menschen zu Anfang begegnen, kann er gut nachvollziehen. Er selbst glaubt fest, dass sein Gewerbe ausbaufähig sei. „Vielleicht ist ja mal eine kleine Halle im Gewerbegebiet am Münsterknapp drin. Mit ein oder zwei Angestellten.” Denn eigentlich ist Autowaschen in freier Wildbahn, sprich am Eigenheim, ja verboten – auch wenn sich kaum ein Ordnungsamt drum schert, wie er meint.

Derzeit zählt der Nano-Kundenstamm rund 120 Personen. Im Kreis Recklinghausen, Bottrop und Herne. „Begonnen hat das wie immer in solchen Fällen: Verwandte, Freunde, Bekannte mussten herhalten.” Dann setzt, wenn sie überzeugt sind, die Mund-zu-Mund-Propaganda ein. „Manchmal ist das auch so, dass ein Nachbar beobachtet, was ich mache, und anschließend nachfragt.” Auch so kamen und kommen Kontakte zustande. Immer wieder.

Puristen, sagt er, müssten sich um den Lack ihres Autos keine Sorgen machen. „Das ist keine chemische, sondern eine physikalische Verbindung, die da eingegangen wird.” Heißt: Der Nanoreiniger wird per Sprühpistole und Schwamm aufgetragen, dann mit einem Mikrofasertuch verteilt. So glättet er Mikro-Riefen und -Rillen und baut ein schützendes Netz auf.

Gut 48 Stunden braucht der Reiniger, bis die Tiefenwirkung vollends zur Geltung kommt, sagt Vorholt. „Gut sechs Wochen hält das, dann wirkt das Netz nicht mehr so gut und muss aufgefrischt werden.” Das Wasser perlt nicht mehr so locker ab, Staub findet wieder besser Haftung auf dem Untergrund. Geprüft ist das Wundermittel übrigens auch. Vom Fraunhoferinstitut und der Dekra. Keine Allergene, keine Giftstoffe. . .

Das Mittel bezieht der Halterner von einem Großhändler aus Kiel. Das ist kein Geheimnis. An Privatleute werde es ohnehin nicht verkauft, weiß er. „Da hat früher wohl mal jemand den eigenen Linoleumboden mit dem Reiniger behandelt und ist anschließend unfreiwillig Schlittschuh gelaufen.”

Also: Recherche zwecklos.

Service vor Ort

In Haltern kostet eine Außenreinigung (Nano) und eine Innenreinigung (mittels Enzymreiniger) für einen Klein- bis Mittelklassewagen 15 bis 17 Euro – komplett. Je weiter es weggeht vom Wohnort, desto höher die Preise. In Marl, sagt Andreas Vorholt, würde er für den kompletten Service 25 Euro nehmen. In Dorsten 30 Euro, bei größeren Autos 35. Wer für die Innenreinigung keinen Stromanschluss anbieten kann: kein Problem. Zum Vorholt'schen Handwerkszeug gehören Klappkasten, Staubsauger und Stromgenerator für ein autarkes Arbeiten.

In Waltrop hat er neulich mit seinem Enzymreiniger sogar einen Hotelier überzeugt, erzählt er. „Da habe ich einen vier Jahre alten Rotweinfleck wegbekommen, an dem vorher alle anderen gescheitert waren.”

Eine Homepage ist in Arbeit. Wer Kontakt aufnehmen möchte, kann dies unter 0177 57 35 740 (mo.-sa. 8-18 Uhr) oder per E-Mail catwash@online.de tun.