Haltern am See.

Die Ruhrpottrentner-Parodie Herbert Knebel hat auch mit ihrem 12. Bühnenprogramm „Der Letzte macht dat Licht aus“ nichts von ihrer Zugkraft verloren. Während in der Seestadthalle 1000 Knebel-Fans dem notorischen Nörgler zujubeln, harren draußen noch ein paar vor dem Eingang in der Hoffnung, doch noch eine Eintrittskarte für die „Kulturboitel“-Veranstaltung zu ergattern.

Was will man wissen, nach über 20 Jahren, in denen Herbert Knebel mit seinem Affentheater durch die Republik tourt? Wie seine Frau Guste aussehen mag, mit der der Revier-Rentner seit Ewigkeiten verheiratet ist und die in jedem neuen Programm ihr Fett wegkriegt. Stänkern die Enkel „Marzel und Jackeline“ wieder gegen „Oppa“ Herbert? Gibt der Trainer noch die tragisch-komische Figur des ungelenken Schlagzeugers ab? Drischt Ozzy im „Wollwert“-Hawaii-Hemd die Gitarre? Trägt Ernst Pomade im Haar?

Tröstlich, das Quartett erfindet sich auf der Bühne auch im 12. Programm nicht neu, sondern findet vor dem Saalpublikum zur vertrauten Mischung aus Kabarett und Kalauern. Fragt die Bedienung Herbert im Starbucks-Cafe: „Wollen Sie ihren Kaffee tall, large oder extra-large?“ Herbert: „Der muss schmecken, sonst latsch ich dir eine.“ Das ist ein echter Knebel, schön blöd, aber irgendwie mit Hintersinn und man ahnt beim Lachen: Der hat auch noch recht!

Zwar ist sein „Boah glaubse“ weniger geworden und bei der Jazz-Einlage gesteht Herbert Knebel alias Uwe Lyko (57) „Mensch, bin ich im Arsch“, aber die Gags funktionieren wie gehabt: Immer auf den Punkt und oft unter die Gürtellinie („Hau mich ab mit Argentinien, dat Land is voll mit Kälbern, die furzen, dat kann ich selber“). Der Meister der Bühnen-Parodie hat nichts von seiner subtilen Bissigkeit eingebüßt, wenn er über „Domrep“, „Eipotts“ und seinen Konfirmationsanzug räsoniert, bei dessen Anblick dem Pfarrer die Oblate ins Weihwasser (!) fiel. Schwamm drüber. Knebel darf Fehler machen.

Häufiger als in früheren Jahren kommt das „Affentheater“ zum Zuge, räubert sich durch die Musikgeschichte mit Coverversionen von den Stones über Deep Purple bis zu Udo Jürgens und Elvis Presley. Aus „Brown Sugar“ wird „Blutzucker, jetzt mach’ mich nicht schwach“ und “Smoke on the Water“ wird zu „Rauch kommt aus’er Wohnung“. Ozzys Hüftschwung, Herberts Presley-Parodie – das Publikum tobt, ruft „Zugabe“ und gibt „standing ovations“. Zum Dank gibt’s ein „Gute Nacht Freunde“.