Haltern am See. . Auf dem Firmengelände von Josef Heddier in Haltern entsteht die erste öffentliche Elektrotankstelle
Josef Heddier verkauft in seinem Autohaus benzinbetriebene Fahrzeuge. Gleichwohl könnte man ihn als „E-Pionier“ bezeichnen, denn der Unternehmer baut auf seinem Firmengelände an der Recklinghäuser Straße die erste öffentliche Elektrotankstelle der Seestadt. „Mich interessiert die grüne Technologie“, begründet er sein Engagement.
Damit verbunden sind zwar handfeste Verkaufsinteressen, denn Heddier gehört zu den bundesweit 15 Autohändlern, die die Elektroserienautos von Nissan und Renault vertreiben werden. An der Ladestation können aber auch Fahrzeuge anderer Marken tanken.
Mit im Boot sind die Stadtwerke Haltern, die Infrastruktur und Energie stellen. Sie beliefern den Autohändler mit sauberem, aus Wasserkraft gewonnenen Ökostrom. „Elektromobilität ist ein wichtiges Thema für uns“, sagt Stadtwerke-Sprecher Thomas Liedtke. Der Fahrstrommarkt werde in Zukunft ein wichtiger Baustein werden.
„Bislang gibt es in Deutschland noch mehr Elektrotankstellen als Autos, aber wir gehen davon aus, dass sich das schnell ändert.“ So planen die Stadtwerke den Bau einer weiteren Ladestation „an zentraler Stelle für Besucher der Stadt“ (Liedtke). Denkbar ist ein Standort auf dem Kärntner Platz. Einen Zeitrahmen gibt es noch nicht.
Zu Erfolgen wurden strombetriebene Autos in der Vergangenheit kaum. Der „Hotzenblitz“, den ostdeutsche Ingenieure kurz nach dem Mauerfall konstruierten, ist eine Legende in der Szene. In den Neunziger Jahren versuchten andere Autofirmen ihr Glück. Zu Verkaufsschlagern wurden ihre Modelle nicht: zu teuer, zu langsam, zu geringe Reichweite. Die Zeit war wohl einfach noch nicht reif für die neue Technik. Das hat sich seit der von der Politik ausgerufene Energiewende geändert. Das Elektroauto wird als Gefährt der Zukunft gepriesen.
„Nach etwa 180 Kilometern ist Schluss“, beschreibt Heddier die Reichweite des neuen Nissan „Leaf“ (Blatt). Mal etwas mehr, mal etwas weniger, das hänge nicht zuletzt vom individuellen Fahrstil ab. Dann muss der Wagen ans Netz. „Das Auto eignet sich besonders für den Stadtverkehr und den Weg zur Arbeit“, so Heddier. Fünf bis sechs Stunden dauert das Aufladen an der normalen Haussteckdose. Genau dorthin sollen die meisten Elektroautofahrer nachts zum Auftanken, aber die öffentliche Ladestation auf dem Heddier-Gelände hat einen Vorteil: Dort kann das Fahrzeug in einer halben Stunde betankt werden. Autohändler Josef Heddier rührt schon mal die Werbetrommel: „Wer hier ein Auto kauft, kann ein Jahr lang kostenlos bei uns tanken.“ Danach müssten Kunden den normalen Strompreis zahlen. Für Ökostrom!