Recklinghausen. . „Seefahrer“ Jürgen Prochnow enttäuscht in einer miserablen Inszenierung des irischen Pseudo-„Faust“

Nachträglich muss man selbst dem einzigen Total-Flop der Ruhrfestspiele, der schaurigen „Monsterballade“, Abbitte leisten: So monströs missraten wie Conor McPhersons „Seefahrer“ war selbst die liebesbedürftige Kreatur Frankensteins nicht.

Das war jetzt keine Anspielung auf die Physiognomie des Jürgen Prochnow, der seit nun 30 Jahren nur mehr als „Kaleu“ firmiert – obwohl er ja immerhin zuvor zum Bochumer Ensemble Peter Zadeks gezählt hatte. Doch der große Markige ist eher Typ als Schauspieler – und kann nichts retten in einer heillos vergeigten Inszenierung.

Stimmig war da nichts, angefangen beim Bühnenbild, das eindeutig der Resteverwertung eines bayrischen Wirtshaus-Schwanks entstammt. Conor McPherson, dem 40-jährige Dubliner, rühmte der bedenkenlos unkritische „Hollywood Reporter“ nach, er habe „eine irische Version des Faust“ geschaffen.

Blödsinn. Goethe war beeindruckt von James McPherson – einem genialischen Fälscher keltischer Sagenliteratur. Sein später Namensvetter versucht sich zwar auch in Anspielungen an irische Spukgeschichten. Doch auf das bisschen Spökenkiekerei hat man schon keine Lust mehr nach der ersten Stunde dräuender Langeweile.

Vier Schauspieler, die nicht wissen wohin mit ihren Armen, stolpern durch Türen – und poltern aus dem Off wahlweise mit Geschirr oder der Klospülung. Armseliger geht’s nicht. Wer diese grottige Inszenierung „amateurhaft“ nennt, tut jenen Laien-Ensembles bitter Unrecht, die mit Herzblut bei der Sache sind.

Natürlich hat die Theatergeschichte auch ihre versoffenen Widerlinge, die zu hassen man einfach lieben muss. Doch hier bot nicht nur der Stoiker Prochnow null Charakterzeichnung. In der Inszenierung Stefan Zimmermanns war alles leeres Geplärre und Gepolter. Einzig bei Verena Wengler in der Beelzebub-Rolle des „Mr. Lockhart“ meinte man, ein bisschen Spaß am bösen Spiel erkennen zu können.

Doch eine faustische Pokerrunde macht noch keinen „Faust“. Und wo bleibt das Positive, um mit Kästner zu fragen? Positiv betrachtet, kann’s in dieser Schauspiel-Abo-Saison nicht mehr schlimmer kommen.