Olfen. .

Es handelt sich um ein über fünf Hektar großes, 2000 Jahre altes römisches Militärlager, dass die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Münsterland bei Olfen entdeckt haben. Vom Lager aus kontrollierten die Römer in der Zeit von 11 bis 7 vor Christus den Fluss-Übergang über die Lippe - und damit eine der wichtigsten logistischen Landmarken der römischen Eroberer.

Nicht nur historisch, sondern auch archäologisch ist der Fund vielversprechend: Denn nur in wenigen Fällen blieb das Gelände eines Römerlagers von moderner Überbauung nahezu verschont. „Das Denkmal dürfte daher seit über 2.000 Jahren weitgehend ungestört im Boden liegen - eine absolute Seltenheit und aus archäologischer Sicht absolut ideal. Unser wichtigstes Anliegen ist es, dieses Denkmal zu schützen und für die Zukunft zu erhalten - und nicht, es möglichst schnell komplett zu ergraben“, sagte am heutigen Dienstag LWL- Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind. Die Erforschung des Lagers werde wahrscheinlich einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen.

Die Archäologen fanden Keramik, Münzen, Gewandspangen und wiesen einen Graben rund um das Lager sowie eine Holzmauer nach, die rund 1.000 Legionäre auf einer Fläche von sieben Fußballfeldern vor Angriffen schützen konnte. Das letzte Mal war im Jahr 1968 ein fest ausgebautes, winterfestes Römerlager in Anreppen an der Lippe entdeckt worden.

„Es ist der Sensationsfund für die Römerforschung in Westfalen“, freut sich LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch. „Dieses Römerlager suchen die Archäologen seit mehr als 100 Jahren, es ist das fehlende Glied in der Kette römischen Militärlager an der Lippe.“ Prof. Dr. Michael Rind: „Olfen war für die Legionäre während der Drusus-Feldzüge in Germanien strategisch von größter Bedeutung.“

Die Suche nach dem Olfener Lager erinnert an eine jahrzehntelange Schnitzeljagd, die eigentlich am Ende des 19. Jahrhundert beginnt: In der Lippe bei Olfen wurde schon um 1890 ein römischer Bronze-Militärhelm entdeckt, der sich heute im LWL-Römermuseum in Haltern am See befindet. Dieser erste Hinweis ließ die Altertumswissenschaftler aufhorchen - denn sie suchten Römerlager entlang der Lippe.

2011 endlich entdeckten ehrenamtliche Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen bei Suchgängen auf einem Acker bei Olfen römische Keramikscherben und lösten damit ein „Maßnahmen-Paket“ der LWL-Archäologen aus. Luftbildarchäologen der Ruhr-Universität Bochum machten Aufnahmen des Geländes aus einigen hundert Metern Höhe, um anhand von Veränderungen am Boden Hinweise auf eventuelle Baustrukturen unter der Erde zu erhalten. Maximal zwei Kohorten, ungefähr 1.000 Legionäre, könnten in Olfen stationiert gewesen sein - bis das Lager vermutlich nach rund vier Jahren wieder aufgegeben wurde.