Zwei Hertener (23, 40) gestehen Beutezug durchs Ruhrgebiet. Es dauerte lange, bis die Polizei den jüngeren Einbrecher fassen konnten. Er blieb auch im Gericht gefesselt

Vest. Er hatte einen unbändigen Willen, seinen Verfolgern zu entkommen: Über Monate entzog sich ein Hertener (23) erfolgreich seiner Verhaftung. Wenn die Polizei bei ihm klingelte, war er garantiert nicht zu Hause. Und als ihm die Beamten doch gefährlich nahe kamen, entwischte er durch einen Sprung vom Dach. Nützte alles nichts, irgendwann waren die Fahnder besser als er.

Der Freiheitsdrang war damit nicht gebrochen: Auf dem Weg zum Knast täuschte der 23-Jährige vor, sich strangulieren zu wollen. Die Polizisten bremsten den Wagen auf dem Standstreifen der A 43 ab, rissen die Tür auf, um zu helfen – und er versuchte erneut, zu fliehen. Eine Rangelei auf der Autobahn war die Folge. Zwei Beamte wurden verletzt.

Damit die Justizwachtmeister beim Prozess am Mittwoch vor Vergleichbarem geschützt waren, musste der Angeklagte die Fußfessel anbehalten. Für den heftigen Widerstand auf der Autobahn sowie insgesamt 26 Einbrüche im gesamten Ruhrgebiet kassierte er gestern vier Jahre Gefängnis.

Gemeinsam mit einem 40-jährigen Kompagnon, ebenfalls aus Herten, war der einschlägig vorbestrafte Mann zwischen Juli 2006 und September 2007 nachts in dunkle Gebäude eingestiegen. Der Beutezug führte sie nach Bochum, Bottrop, Datteln, Gelsenkirchen, Haltern am See, Herne, Herten, Marl und Recklinghausen. Das Duo nahm mit, was es kriegen konnte. Entwendete in einer Firma in Herten-Süd Baumaschinen im Werte von 11 000 Euro und bei einem Konkurrenzbetrieb in Haltern am See solche für 17 000Euro. Steckte in einer Herner Lagerhalle Parfüm für 12 000 Euro ein, in einem Recklinghäuser Laden Sportkleidung für 20 000 Euro. . . Die Gesamtbeute belief sich auf über 100 000 Euro.

Die Richter der 2. Recklinghäuser Jugendkammer hielten den Angeklagten zugute, dass sie ein umfassendes Geständnis ablegten. Gerade der ältere Mann, der mit zweieinhalb Jahren Gefängnis davon kam, habe wesentlich zur Aufklärung der Taten beigetragen, lobte die Vorsitzende.

Aufgeflogen war die Serie übrigens deshalb, weil eine Exfreundin den 40-Jährigen bei der Polizei angezeigt hatte. Im Nachhinein mag das ein Geschenk für ihn gewesen sein: Der Hertener wirkte vor Gericht fast dankbar, dass die Serie ein Ende gefunden hatte. Er beteuerte mehrfach, wie sehr er die Taten bereue: "Ich weiß, dass ich eine Strafe verdiene. Und ich werde alles tun, um den Schaden zu begleichen."

Lebenskrise als Motiv

Warum diese Taten, fragten die Richter die Angeklagten. Was war das Motiv? Kokain habe eine Rolle gespielt, antwortete der Jüngere. Er habe die geklauten Dinge verkauft und sich vom Erlös Stoff besorgt. "Und ich war oft in der Disco." Sein Partner, ein bislang unbescholtener Familienvater, führte eine Lebenskrise als Grund an. "Ich war zwölf Jahre verheiratet, dann sagte meine Frau plötzlich, sie habe einen anderen. Da saß ich dann allein in der Wohnung rum und bin ein bisschen aus der Kontrolle geraten."