Herten/Reken. .
Ein mehr als teures Missverständnis. Der 23-jährige Hertener, der, wie gestern bereits berichtet, in der Nacht zum Montag einen Starenkasten an der Bundesstraße 67 zwischen Borken und Dülmen-Merfeld in die Luft sprengen wollte, weil er geblitzt worden war und befürchtete, den Führerschein zu verlieren, muss sich auf eine empfindliche Strafe einrichten. Ironie des Schicksals: Obschon die Starenkastenbilder noch nicht ausgewertet sind, spricht vieles dafür, dass der Hertener mit einer Ordnungswidrigkeit davongekommen wäre. Geldbuße, Punkte in Flensburg – den Schein aber hätte er wohl behalten dürfen.
Irgendwann am späten Samstag war der junge Mann im Münsterland unterwegs, irgendwann wurde er geblitzt. Just in Höhe des Rekener Ortsteils Maria Veen, einer Stelle, die bei vielen Autofahrer durchaus berüchtigt ist. Und wie das so ist: Der Mann, der noch in der Ausbildung ist, machte sich aufgeregt auf den Nachhauseweg und auch zahlreiche Gedanken, wie er diesen Fehler würde ausbügeln können. Gute 100, so gab er später zu Protokoll, werde er wohl gefahren sein. Erlaubt sind 70 km/h.
Schnell und möglicherweise sogar nachvollziehbar machte sich die Angst breit, die geliebte und auch so wichtige Fahrerlaubnis zu verlieren. Was der Hertener aber dann ausbaldowerte, war schon mehr als schräg.
Zuhause, so die Polizei gestern, bohrte der 23-Jährige 30 Böller („Vogelschreck“) auf, sammelte das Schwarzpulver in einer Dose und bastelte sich mit einer Zündschnur eine Art „Sprengsatz“ zurecht. In der folgenden Nacht fuhr er mit einem Kumpel erneut zum Tatort, brachte die Dose an, entzündete die Lunte und wartete in sicherer Entfernung ab.
„Es hat einen Riesenknall gegeben“, beichtete der Hertener den Streifenbeamten, die ihn gegen 3 Uhr morgens anhielten, nur Minuten, nachdem die Polizei eine Zielfahndung eingeleitet hatte. Wie ein Gericht das Vergehen und die mögliche Geschwindigkeitsüberschreitung bewertet, muss sich zeigen. Gleichwohl aber hat der Kreis Borken für die demolierte Kamera bereits Ansprüche in Höhe von bis zu 20 000 Euro angemeldet.
Polizeisprecher Peter Lefering (Kreis Borken) wusste kaum, ob er schmunzeln oder den Kopf schütteln sollte. Und Kollege Andreas Wilming-Weber (Kreis Recklinghausen) erinnerte sich spontan an einen Fall aus Haltern, wo ein Unbekannter vor einigen Jahren einen Starenkasten an der B 58 komplett abgesägt hatte.
Beide raten übrigens vehement von derartigen „Rettungsversuchen“ ab. Denn oft werden Bilder mehrfach gemacht, neuerdings hier und da sogar digital versendet. Da nutze es letztlich nichts, den Blitzer zu demolieren. Und: „Gibt ohnehin nur Ärger.“