Recklinghausen. .
M. R. (Name der Redaktion bekannt) aus dem Raum Wuppertal ist der Polizei schon lange bekannt. Als vorbestrafter Sexualstraftäter. In der vergangenen Woche wurde besagter M. R. im Fußballkreis Recklinghausen vorstellig. Bei mindestens drei Vereinen hat er nach Namen und Anschriften von Jugendspielern gefragt, zudem zeigte er sich an einer Anstellung als Jugendtrainer interessiert.
Am 6. September bekam Hans-Otto Matthey, Kreisvorstandsvorsitzender des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen (FLVW), Wind von der Sache. Sarah Schulz, die Jugendleiterin von Viktoria Heiden, hatte Kontakt zu Klaus Weiling aufgenommen, der 50-Jährige ist beim Fußballkreis Koordinator für Talentsichtung und Förderung.
Schulz schien die Sache nicht geheuer. Die Jugendleiterin erklärte, dass sich M. R. als Sichtungstrainer vorgestellt habe und bei ihr anfragte, ob sie talentierte Kinder ihrer Mannschaft zum Sichtungstraining melden möchte. Zudem bewarb sich der bis dahin in der Region völlig Unbekannte um eine Stelle als Jugendtrainer bei Viktoria Heiden. Auch ein Trainer des VfB Waltrop meldete sich bei Matthey,auch er zweifelte an den Aussagen des Anrufers.
Der Vorsitzende des Fußballkreises Recklinghausen reagierte sofort und informierte alle Vereine des Fußballkreises 27 über die Vorgehensweise des polizeilich schon bekannten Sexualstraftäters. Matthey bat die Vereinsverantwortlichen in der E-Mail, sensibel mit diesem Thema umzugehen und alle im Jugendbereich Tätigen davon zu unterrichten. In dem Schreiben heißt es: „Herr M. R. hat weder ein Amt beim Kreis Recklinghausen noch beim FLVW. Des Weiteren ist er niemandem beim Kreis Recklinghausen persönlich bekannt.“
Daraufhin meldete sich Thomas Friese, Jugendtrainer beim BVH Dorsten, bei Matthey. Der Dorstener erklärte, dass M. R. beim BVH persönlich vorstellig geworden war. „Er hat sich als Trainer des niedersächsischen Fußballverbandes vorgestellt und wollte Trainer bei uns werden“, erklärt Friese im Gespräch mit dieser Zeitung. „Er kam dann vorbei, hat eine Trainingseinheit geleitet und sich lange mit den Eltern unterhalten. Er war eigentlich ganz normal“, so Friese. Was dieser zunächst nicht wusste; nach der Trainingseinheit am Donnerstag, 1. September, bat M. R. einen 14-Jährigen Spieler der Dorstener C-Jugendmannschaft, mit ihm am nächsten Tag nach Hannover zu fahren. „Er hat dem Spieler gesagt, dass er der neue Mannschaftskapitän wird und sich die neuen Trikots aussuchen darf“, erklärt Friese. Mit seinen Eltern sprach der Jugendkicker darüber aber nicht, nahm das Angebot an und fuhr mit dem Mann mit. „Er hat wohl viele Pausen auf Rastplätzen eingelegt. So viel ich weiß, ist aber nichts Schlimmes passiert“, sagt Friese. Gleich nach Bekanntwerden der Tour am Freitagabend und nach drängenden Fragen des besorgten Vaters des 14-Jährigen teilte Friese M. R. telefonisch mit, dass er mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben als Trainer entbunden ist.
Matthey hielt Rücksprache mit dem FLVW und informierte auch die Fußball-Nachbarkreise Coesfeld, Gelsenkirchen, Dortmund, Hagen und Lüdinghausen. Der 60-Jährige ist erschrocken. „Mir war sofort klar, dass wir die Sache sehr ernst nehmen müssen.“ Ein Polizeibeamter aus Heiden erstattete schließlich Anzeige gegen M. R., die Ermittlungen laufen.
Hans-Otto Matthey appelliert an alle Vereinsvertreter, sich sofort beim Fußballkreis zu melden, sobald sie im Zusammenhang mit Anfragen von ihnen bislang unbekannten, vermeintlichen Trainern oder Fußballfunktionären Verdacht schöpfen.
Klaus Weiling wendet sich auch an die Eltern: „Es ist wichtig, darauf zu achten, wie ein Trainer mit seinen Spielern umgeht. Wenn einem etwas komisch vorkommt, sollte darüber gesprochen werden.“
Der 50-Jährige stellt zudem klar: „Zu einem Auswahltraining lade nur ich ein. Und das tue ich ausschließlich über unser E-Postfach über die Vertreter der Vereine. Und das Sichtungstraining findet ausschließlich im Stadion von Eintracht Recklinghausen oder beim TSV Marl-Hüls statt. Das gilt auch bei den Juniorinnen.“