Bochum..
Am dritten Verhandlungstag im Fall Kandaouroff legte der Angeklagte Mladen P. (43) aus Haltern am See ein schriftliches Geständnis ab. Bei dem Überfall war der Geflügelgroßhändler in seinem Haus in Datteln getötet worden. Überwiegend ging es im Prozess aber um den Überfall im Januar 2006, bei dem Mladen P. eine 71-Jährige Bochumerin nachts in ihrem Haus ausgeraubt hatte.
In der Verhandlung selbst schwieg der Angeklagte P. Aus seiner Erklärung aber wurde deutlich, dass er der Drahtzieher des Überfalls auf den Unternehmer war. Er hatte Volker H. (47) aus Haltern am See von seinem Plan erzählt, den „wohlhabenden Mann“ zu überfallen. H. habe anfangs zögerlich reagiert, dann aber den dritten Täter, Michael M. (46) aus Schermbeck, mitgebracht. Diese gaben – entgegen der Ankündigung – keine Erklärung zum Tathergang ab. Mladen P. beteuerte erneut, dass er bei dem Überfall die Waffe in Hüfthöhe und nicht auf den Kopf des Opfers gehalten habe.
Tatwaffe wurde noch immer nicht gefunden
„Bei einer Drehung“ sei der Schuss gefallen und der 80-Jährige sofort zu Boden gesunken. Dann sei er „eine gefühlte Ewigkeit“ stehen geblieben und habe sich zur Flucht ohne Beute entschlossen. „Scheiß auf die Kohle, weg hier“, habe er gedacht. Munition und Waffe, nach der immer noch gesucht wird, um festzustellen, ob sie defekt ist, habe er auf der Flucht ins Wasser geworfen. Angeblich soll es sich um eine Smith & Wesson handeln, die der Mitangeklagte Volker H. samt Munition besorgt hatte. Die beiden Mitangeklagten seien gegen das Mitführen der Waffe gewesen. P. bat im Gericht alle Beteiligten um Entschuldigung. „Ich würde am liebsten das Geschehen rückgängig machen“, hieß es in der Erklärung des 46-Jährigen.
Auch bei dem Überfall in Bochum im Jahr 2006 scheint Mladen P. die Fäden in der Hand gehalten zu haben. Er kannte das Opfer Gertrud K., wusste von ihren Vermögensverhältnissen und wo sie wohnte. Die heute 77-Jährige sagte als Zeugin aus. Sie erkannte Mladen P. im Gerichtssaal sofort wieder, beschrieb ihn als „freundlich und sehr höflich“. Das Ehepaar K. hatte den Angeklagten bereits 1994/95 in einem Restaurant kennen gelernt und im Laufe der Jahre ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu ihm aufgebaut. Die Zeugin: „Wir waren schon fast sehr gut bekannt.“ Man habe sich über Autos und die Familie unterhalten.
DNA an Sturmmaske überführte Malden P.
Anhand einer DNA-Analyse von der Sturmmaske konnte die Polizei belegen, dass Mladen P. einer der beiden Täter war. Ungeklärt ist bislang, ob P. es war, der die 71-Jährige beim Überfall mit einer Taschenlampe niederschlug und ihr damit eine klaffende Wunde auf dem Kopf zufügte. Die Zeugin ließ allerdings keine Zweifel daran, dass „der kleinere Täter“ der „Manager des Überfalls“ war. Er habe das Geld und den Schmuck (Gesamtwert 105 000 Euro, die nicht ersetzt werden, da Gertrud K. keine Hausratversicherung hatte) verlangt und nach einem Küchenmesser gefragt, um Bettzeug zu zerschneiden und die Frau damit zu fesseln.
Dass der „Kellner Mario“, so nannte Gertrud K. den Angeklagten aus Haltern, derjenige war, der sie 2006 überfallen hatte, erfuhr die alte Dame aus der Zeitung. „Das habe ich nicht für möglich gehalten.“