Vest.

Die allgemeine Wehrpflicht ist abgeschafft und mit ihr der Zivildienst. Doch in den vielen verschiedenen sozialen Einrichtungen halfen Zivis dabei, den Apparat am Laufen zu halten.

Lange zeigten sich die Wohlfahrtsverbände deshalb alles andere als begeistert von den Neuerungen. Groß war die Sorge vor der Umstrukturierung und davor, dass ausreichend Freiwillige für die Stellen in Behinderten- oder auch Senioreneinrichtungen fehlen könnten. Seit Juli machen „Bufdis“ (Bundesfreiwilligendienstler) die Arbeit der Zivis.

Gibt es denn nun Engpässe? Zumindest eine nicht repräsentative Umfrage bei Verbänden im Kreis Recklinghausen zeigt: Man konnte durchaus ausreichend Nachwuchs aus dem Pool der Bundesfreiwilligen rekrutieren.

„Im Moment ist der Bundesfreiwilligendienst für uns eine positive Erfahrung“, sagt Mario Sandmann, Dienststellenleiter beim Malteser Hilfsdienst in Recklinghausen. Insgesamt seien zehn bis 15 Stellen zu vergeben. „Und noch besetzen wir“, sagt Sandmann. Denn auch das ist eine Neuerung für das System der Verbände: Das ganze Jahr über kann man sich für den Bundesfreiwilligendienst (BFD) bewerben. Allerdings müssen sich die Wohlfahrtsverbände Caritas, Diakonie, Malteser oder Deutsches Rotes Kreuz ihre Bewerber selbst suchen.

„In den letzten Jahren hatte die Zahl der Zivildienstleistenden bei uns abgenommen. Deshalb wurde das Freiwillige Soziale Jahr für uns immer wichtiger“, sagt Michael Wiese, Sprecher des Diakonischen Werks im Kirchenkreis Recklinghausen. Seit Einführung des Bundesfreiwilligendienstes legte man sich hier mächtig ins Zeug, um geeignete Kandidaten für ehemalige Zivildienststellen zu finden. Wiese: „Wir hatten die Befürchtung, dass sich die jungen Leute nicht bei uns melden würden. Also haben wir massiv Anzeigen und auch Werbung geschaltet.“ Doch die Befürchtungen hätten sich schnell zerstreut. Das Interesse sei groß gewesen und obwohl die FSJ-Mitarbeiter den größeren Anteil ausmachten – derzeit sind 120 von ihnen beim Diakonischen Werk im Einsatz – bringe der Bundesfreiwilligendienst ausreichend Mitarbeiter in die Einrichtungen. „Vor allem werden jetzt auch jene berücksichtigt, die älter als 27 Jahre sind“, sagt Wiese.

„Nichts erfüllt mehr, als gebraucht zu werden“, mit diesem Slogan wirbt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für den BFD. Auch davon abgesehen sind die Verbände überzeugt: freiwilliges Engagement lohnt sich. Immerhin eigne man sich in der Zeit wichtige Kompetenzen an, die fürs weitere (Berufs-) Leben gebraucht werden.

„Der Einstieg ist gut gelungen“, sagt auch Daniel Maiß, Sprecher des Caritasverbandes der Stadt Recklinghausen. Zum 1. August und 1. September habe man jede der zehn freien Stellen besetzen können. So kommen die neuen Kräfte künftig beispielsweise in der Raphaelschule oder in Caritas-Seniorenheimen zum Einsatz. „Bislang können wir zufrieden mit dem Systemwechsel sein. Wir hatten auf jeden Fall mehr Anfragen als Stellen. Wobei auffällt, dass sich vorwiegend junge Leute beworben haben“, sagt Maiß.

In Sachen Bundesfreiwilligendienst ist man sich bei den Verbänden vor Ort weitestgehend einig. Anfängliche Startschwierigkeiten seien „normal“, so der Konsens.