Waltrop. .

Erneut wurde ein Friedhof von Metalldieben heimgesucht. Von 180 Waltroper Gräbern wurden vergangene Woche Metall- und Kupfergegenstände gestohlen.

Wie sich diese Kriminalitätsvariante entwickelt hat, darüber sprach WAZ-Redakteur Michael Jacobs mit Kriminalhauptkommissar Michael Franz, Sprecher des Polizeipräsidiums Recklinghausen.

Kann man von einer Zunahme der Metalldiebstähle von Friedhöfen ausgehen?

Michael Franz: So explizit können wir dies nicht sagen. Der Metalldiebstahl von Friedhöfen ist eine Untergruppe der einfachen Diebstähle und wird deshalb nicht gesondert in einer Statistik aufgeführt. Gefühlt mag es aber zutreffen, weil solche Straftaten zunehmen, je höher die Metallpreise steigen.

Könnte die Polizei durch eine größere Präsenz solchen Straftaten vorbeugen?

Die Beamten haben ihre Streifenbezirke, kontrollieren auch Friedhöfe. Da diese aber oft außerhalb liegen, ist das Entdeckungsrisiko für die Täter gering. Ähnliches gilt auch für Neubaugebiete, wo Diebe Fallrohre entwenden oder Kabel aus Rohbauten mitgehen lassen. Solange es keine intakte Nachbarschaft gibt, haben es die Täter leichter.

Was halten Sie von einer Videoüberwachung?

Ein schwieriges Thema: Ob so etwas sinnvoll ist, muss die Kommune entscheiden. Dies liegt nicht in der Verantwortung der Polizei.

Schrotthändlern müsste es doch klar sein, dass da etwas nicht stimmt, wenn eine Person 100 Grablampen verkaufen will . . .

Es gibt leider keine Meldepflicht für den Metall-Ankauf. Allerdings appellieren wir an die Schrotthändler, sich bei der Polizei zu melden, wenn es ungewöhnliche Angebote gibt. Nicht immer sollte der wirtschaftliche Gedanke die übergeordnete Rolle spielen.

Wie wird ermittelt?

Selbstverständlich werden auch Schrotthändler überprüft. Wenn fragwürdiges Gut entdeckt wird, muss der Händler nachweisen, woher es stammt. Die Kollegen im Ermittlungsdienst sind da schon sensibilisiert.

Und wie sehen die Aufklärungschancen aus?

In letzter Zeit haben wir den einen oder anderen fassen können. Einfach sind die Ermittlungen aber nicht, denn die Täter versuchen so schnell wie möglich, das Diebesgut in Geld umzuwandeln. Und in der Regel haben sie schon vor der Tat einen Händler, der ihnen die heiße Ware abnimmt.

Wie könnte man es den Dieben schwerer machen?

Eine individuelle Kennzeichnung von Friedhofslampen wäre beispielsweise eine sinnvolle Idee. So könnte man Fundstücke einfacher einer Tat zuordnen.

Wie kann man solchen Diebstählen begegnen?

Die Aufmerksamkeit der Nachbarn ist das wichtigste. Wer etwas Ungewöhnliches sieht, sollte sofort über 110 die Polizei alarmieren. Die Beamten können dann überprüfen, ob Täter noch vor Ort sind.

Worauf ist zu achten?

Beispielsweise auf unbekannte Fahrzeuge, die am Friedhof abgestellt sind. Denn die Täter benötigen ein größeres Fahrzeug, um das Diebesgut, das auf jeden Fall ein gewisses Gewicht hat, auch abtransportieren zu können.