Waltrop. .

Preise für Salat sind auf niedrigem Niveau. Kunden haben Vertrauen ins Produkt noch nicht wiedererlangt

Am 26. Juli erklärte das Robert-Koch-Institut Deutschland offiziell die Ehec-Epidemie für beendet, weil seit mehr als drei Wochen keine Ehec/Hus-Erkrankungen aufgetreten sind. Dass weder Salat, Tomaten oder Gurken an den Erkrankungen schuld waren, tröstet Gemüse-Landwirte kaum. Auch Franz-Josef Goer nicht, der sich auf Salate spezialisiert hat und auf 50 Hektar rund um Waltrop Salate und Gemüse anpflanzt.

„Im Nachhinein waren die Warnungen des Robert-Koch-Instituts ein Schnellschuss. Keiner wusste, woher die Erkrankungen kamen, es wurde vermutet, dass es an Gurken, Tomaten und Salat lag. Ein Rundumschlag, der uns Gemüse-Bauern heftig getroffen hat“, so der 44-Jährige. Er könne zwar verstehen, dass fieberhaft nach den Erregern gesucht und Warnungen ausgesprochen wurden, doch am Ende seien eben die Landwirte grundlos die Leidtragenden gewesen. „Auch wir hatten die sogenannte Nicht-Ernte, mussten auf mehreren Hektar diverse Salatsorten unterpflügen“, sagt Goer. „Zum Glück hatten wir nicht die Erntekosten wie Kollegen, die ihre Gurken pflücken lassen mussten, um sie gleich im Anschluss zu vernichten.“

Ein zusätzliches Ärgernis: Ausgerechnet die Salate wurden untergepflügt, die Goer kostenintensiv mit andauernder Bewässerung durch die lange Frühjahrs-Trockenphase brachte, denn „direkt nachdem gewarnt worden war, ist das Geschäft zusammengebrochen. Wir haben von einem Tag auf den nächsten keinen Kopf Salat mehr verkauft“, so Goer. Und beim Waltroper Landwirt zählt die Menge. Das Gemüse wird über die Genossenschaft umgeschlagen und an zig Supermarkt-Ketten und Discounter verkauft. Aldi, Rewe, Edeka, Kaufland – sie alle sind Goers Kunden und benötigen eine Menge Salat. So haben allein am Donnerstag Goers Erntehelferinnen vom Morgen bis zum späten Nachmittag auf einem Acker direkt hinter der Eisenbahnbrücke der Münsterstraße 80 000 Eisbergsalat-Setzlinge angepflanzt, die dann „in etwa sieben Wochen geerntet werden können“.

Mittlerweile habe sich der Markt wieder halbwegs erholt, „die Preise sind aber auf einem sehr niedrigen Niveau. Das liegt zum einen an den Sommerferien, zum anderen daran, dass die Kunden das Vertrauen ins Produkt noch nicht ganz wiedererlangt haben“, meint Goer.

Auch wenn er schmunzelnd zugibt, dass Bauern sich per se gern beklagen, sei der Umsatz-Verlust durch die Ehec-Warnung doch so groß, dass es für viele und auch für seinen Betrieb ans Eingemachte geht. Nun hofft er, dass zumindest die Entschädigungszahlungen bald fließen werden. Den Antrag hat er bereits eingereicht. „Uns Landwirten ist aber jetzt schon klar, dass das Geld nicht ausreichen wird. Ich gehe davon aus, dass maximal die Hälfte der Verluste ausgeglichen wird. Immerhin.“

16 Millionen Euro für deutsche Bauern

Die Europäische Union verständigte sich bereits vor einem Monat darüber, dass Gemüsebauern in der EU für Verluste aufgrund der Ehec-Krise entschädigt werden. Insgesamt erhalten sie rund 227 Millionen Euro aus EU-Töpfen. Anspruch haben alle europäischen Landwirte, die Gurken, Tomaten, Salate, Paprika und Zucchini anbauen und beim Handel Einbußen erlitten haben. Ein Großteil der Entschädigungszahlungen gehen nach Spanien. Die deutschen Landwirte werden mit etwas mehr als 16 Mio Euro bedacht, was allerdings nach Meinung des Deutschen Bauernverbands nicht einmal einem Viertel des entstandenen Schadens entspreche.