Recklinghausen. .
Sie sind gut zu Fuß, sie sind gläubig und sie sind abenteuerlustig. Frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ wollen zwölf Recklinghäuser genau wie Hape Kerkeling in den Nord-Westen Spaniens starten, um den Jakobspilgerweg zu gehen.
Auch im Oktober werden in Spanien immer noch Temperaturen um die 25° Celsius herrschen. Die Strecke von 280 km in 14 Tagen Pilgerung wird dadurch nicht leichter zu bewältigen sein. Anfang Oktober startet die Reise der Pilgergruppe von Burgos in Richtung Balbao. Als Tagesziel hat sie sich zwischen 17 und 27 km gesetzt. „Wir haben auch schon Mal 34 km geschafft und das bei knapp 30° Celsius“, sagt Barbara Dähn (62).
Dass sich Pilger aus Recklinghausen auf den Weg machen, hat Tradition. „Schon seit dem Mittelalter ist unser Gasthaus ein Armen- und Pilgerhospital, in dem Pilger jederzeit unterkommen konnten“, sagt Ludger Ernsting, Pfarrer in der Gastkirche und Veranstalter der Pilgerreise. Der 54-Jährige ist den Weg schon mehrere Male allein gegangen, zum zweiten Mal ist er nun in einer Gruppe unterwegs. „Jedes Mal ist der Weg trotzdem ein bischen anders als beim letzen Mal“, sagt er.
Damit die Reise für alle so angenehm wie möglich verläuft, haben sich die Teilnehmer bei einem ersten Treffen Tipps und Ratschläge gegeben. Ganz wichtig etwa: Wie lassen sich am besten lästige und schmerzhafte Blasen verhindern? Auch Techniken, wie sich Diebstähle vermeiden lassen oder wie die Wäsche am schnellsten trocknet, sind gerade für die Neulinge wichtig.
Die Motive für diese lange Reise sind unterschiedlich und bisweilen auch überraschend. So sind für Gabriele Gunkel (51) gerade „die kleinen Begegnungen am Wegesrand“ wichtig. Trotz der fremden Sprache sei es möglich, sich mit Spaniern fast ohne Probleme zu verständigen. Auch sei die Reise eine willkommene Abwechslung zwischen Anstrengung und Erleichterung, bei der man auf die Einfachheiten des Lebens zurückgeworfen würde. „Das ist eine spannende Sache“.
Für Friedrich Klee (65) und Günter Schardt (57) ist es das erste Mal, dass sie den Jakobsweg gehen. Beide freuen sich auf die neuen Erfahrungen. Angst vor den 280 km haben sie nicht. „Ich bin generell schon sportlich“, sagt Klee. Sie wollen einfach alle Eindrücke auf sich zukommen lassen.
Bei Barbara Dähn ist mittlerweile ein richtiges „Pilgerfieber“ ausgebrochen. „Für mich war der Wunsch nach Santiago zu gehen schon immer da. Aber ich wollte das nicht alleine machen“. Die ehemalige Erzieherin ist den Weg schon im vergangenen Jahr gegangen. Für sie sei es bis jetzt die schönste Erfahrung gewesen. Auch über die Hilfsbereitschaft der Spanier habe sie sich sehr gefreut. „In der Gruppe findet man Freunde“. Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl sei für sie ein wichtiger Aspekt. „Das ist wie in einer großen Familie“.
In einem Punkt sind sich alle einig: Diese Reise bietet viel Zeit, um über das Leben nachzudenken. Und es ermöglicht unter Umständen einmalige Erfahrungen. In drei Monaten wollen sie endlich dem Pilgerruf „Ultreya“ (vorwärts) folgen und sich auf den Weg in die spanische Stadt Balbao begeben. Wie Hape Kerkeling.