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Bei überraschend auftretenden Krisen sind sie da: Notfallseelsorger spenden Trost bei plötzlichem Kindstod, wenn der Ehepartner morgens im Bett nicht mehr aufwacht, bei Suizidfällen oder bei sogenannten Großschadenslagen wie der Loveparade-Katastrophe im letzten Jahr in Duisburg, bei der auch zehn Geistliche aus dem Kreis Recklinghausen zum Einsatz kamen.

Im hiesigen Kreis gibt es seit 1998 eine organisierte Notfallseelsorge. Dem allerdings mangelt es seit Jahren an Personal. „Dabei ist der Bedarf sehr groß, auch wenn bei uns noch kein so großes Unglück wie in Duisburg passiert ist“, weiß Werner Hülsmann, katholischer Pfarrer im Recklinghäuser Prosper-Hospital.

Gemeinsam mit seinem evangelischen Prosper-Kollegen Thomas Jarck möchte er die Notfallseelsorge wieder auf eine breitere und zuverlässigere Basis stellen, so wie dies bei der Telefonseelsorge schon seit 30 Jahren der Fall ist. „Und das auch mit Personen ohne seelsorgerischen Hintergrund“, sagt Pastor Jarck.

Angesprochen fühlen von dem Aufruf zur Mithilfe sollten sich Menschen, die guten Willens sind, in Krisenzeiten zur Verfügung zu stehen, „und die keine Angst vor solche Krisen haben“, so Jarck. Das Anforderungsprofil: Frauen und Männer im Alter von 30 Jahren aufwärts, belastbar und mit Lebenserfahrung ausgestattet. Sie sollen bereit sein, sich für die „Erste Hilfe für die Seele“ in Wochenendveranstaltungen schulen zu lassen und danach in Rufbereitschaft zur Verfügung zu stehen.

Dabei müsse niemand Angst haben, rund um die Uhr oder während seiner Arbeitszeit angefunkt zu werden. Aufgebaut werden soll ein zentral organisiertes, aber dezentral funktionierendes Netz mit Notfallseelsorgern. Notfallarzt, Polizei oder Feuerwehreinsatzleiter würden im Ernstfall über die Kreisleitstelle der Feuerwehr Notfallseelsorger anfordern, von denen im günstigsten Fall an jedem Tag mehrere für alle zehn Städte im Kreis zur Verfügung stehen.

„Wir wollen das auf viele Schultern verteilen. Wenn wir 30 Personen zusammenbekämen, dann wäre das sicherlich schon eine gute Basis“, sagt Pastor Thomas Jarck. In den vergangenen Jahren hätte es jährlich zwölf bis 15 Einsätze im gesamten Kreis gegeben. Der Bedarf an Hilfe im Notfall sei aber viel höher und würde wohl auch häufiger in Anspruch genommen werden, wenn flächendeckend und jederzeit Hilfe geleistet werden könnte. Dies möchten die Geistlichen mit ihrer konfessionsübergreifenden Kooperation gewährleisten, sie wollen das Netzwerk stärken. Zumal die Feuerwehr signalisiert, sie wünsche sich eine noch intensivere Unterstützung.

Da das Notfallseelsorge-System allein mit Geistlichen, die zum Teil noch andere Rufbereitschaften zu erfüllen haben und im Zuge der Strukturreform bei beiden Kirchen immer größere Arbeitsbereiche und Regionen abdecken müssen, nicht aufrecht zu erhalten ist, geht der Ruf in Richtung weltliche Helfer. Zumal: Ein christlicher Hintergrund sei in Krisensituationen nicht das wichtigste, was gefragt sei.