Marl. . Ruderclub Marl fürchtet, Ziel einer Facebook-„Einladung“ zu sein.
Die Einladung steht nicht mehr, doch die Angst ist geblieben: Am 9. Juli soll am Kanal in Marl eine Party stattfinden unter dem Titel „Richtig Dick Ein Saufen“.
Der Ruderclub Marl vermutet, dass die Sause für 800 Gäste, die sich über Facebook bereits angemeldet haben, auf seinem Gelände stattfinden soll. Polizei und Stadtverwaltung geben sich unwissend und verschwiegen. Nur so viel will der Pressesprecher der Stadt, Rainer Kohl, verraten: Man werde mit dem Einlader ein Gespräch führen.
Öffentliche Einladung über Facebook: das lässt Chaos ahnen, wie die letzten Wochen weltweit gezeigt haben. Bei dem RC Marl schrillten deshalb die Alarmglocken. Vorsitzender Jürgen Zihla: „Seit Jahren nehmen Jugendliche das Kanalufer für Feten in Beschlag und hinterlassen dort Müll. Manchmal sind es 200 bis 300 junge Leute.“ Am Bootshaus am Alberskamp in Sickingmühle sei es besonders schlimm. Selbst die Sportler würden daran gehindert, ihre Boote zu Wasser zu bringen.
Und hier soll die Sauf-Fete stattfinden? Stadt-Pressesprecher Rainer Kohl: „Wir vermuten, dass es dort stattfinden könnte.“ Der Ruderverein sah ein Foto seines Geländes im Internet. Man habe den Namen des Einladers über das Internet ausfindig gemacht und habe ihn ins Rathaus zu einem Gespräch eingeladen, so Kohl. Wer das ist, woher er kommt – das wird nicht verraten. Man wisse nicht einmal genau, wo die Party stattfinden soll. Schon seit Jahren wird am Kanal gefeiert – ohne dass es auffällt.
Im vergangenen Jahr fanden sich mehrere hundert Jugendliche zu einer Technoparty unter dem Titel „Smack my bridge up“ zusammen – eine sprachliche Abwandlung des als frauenfeindlich umstrittenen Prodigy-Titels „Smack my bitch up“. Nie hatten die Teilnehmer Spuren hinterlassen, nur im letzten Jahr fiel einem Naturschützer zufällig die Party auf: Sie fand in einem Naturschutzgebiet statt. Die Polizei kam, traf auf eine friedliche Veranstaltung und beendete diese. Der Lippeverband, der erst später von der Techno-Party erfuhr, unternahm nichts, weil die Jugendlichen keinen Schaden angerichtet hatten.
Wer in diesem Jahr der Einlader zur Fete am Kanal ist, das will die Stadt nicht sagen. Sie redet auch nicht von einer Absage oder einem Verbot. Sie will mit dem Einlader über Sicherheitskonzepte und Toilettenhäuschen, Ordnungsdienst und Anmeldeformalitäten reden. Man wolle das Gespräch der Stadt mit dem Einlader abwarten, so Polizei-Pressesprecher Michael Pillipp. Erst danach könnte man über Sicherheitskonzepte reden.