Recklinghausen. .

Auf den ersten, flüchtigen Blick in Augenhöhe ist es ein Haus wie viele andere. Ein älteres Gebäude, ganz hübsch. Der zweite Blick steiler in den Himmel lässt erahnen, dass es sich bei der Herner Straße 39a um ein architektonisches Kleinod handelt. Es ist denkmalwürdig. Deshalb haben die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung der Aufnahme in die Denkmalliste zugestimmt. Es ist der 163. Posten im lokalen Denkmalverzeichnis, das von der Lohnhalle an der Alten Grenzstraße bis zu Hofanlage an der Zechenstraße 18 reicht.

Die Zahl der Gebäude ist dabei noch deutlich größer als die der Katalogposten. Die Listennummer 84 verweist auf die Reitwinkelkolonie, in der allein 162 Gebäude unter Denkmalschutz stehen. 309 Gebäude insgesamt sind derzeit besonders geschützt. Dazu kommen drei Denkmalbereiche, die Kolonie König-Ludwig, Suderwich und Heidekämpchen, allesamt ehemalige Zechenkolonien. Eine stattliche Liste, in der auch die aus dem 13. Jahrhundert stammende Petrus-Kirche als ältestes Denkmal der Stadt zu finden ist, oder das Gymnasium Petrinum, das Rathaus, die Gastkirche, die Engelsburg, aber auch das Strommuseum, der Hafenkran an der Emscher, der Wasserturm in Ost sowie das Fördergerüst und das Maschinenhaus der Zeche Recklinghausen II an der Karlstraße.

Darunter sind nicht nur öffentliche Gebäude, sondern auch zahlreiche Privathäuser. Die größte Ansammlung denkmalgeschützter Gebäude findet sich in der Innenstadt: 53 an der Zahl. Dazu kommen zwölf weitere Häuser entlang der Wälle. Da wo die mit und während der Industrialisierung reich gewordenen Ärzte, Rechtsanwälte oder Beschäftigten der Industriebürokratie Anfang des 20. Jahrhunderts ihre herrschaftlichen Häuser errichteten. Eines der schönsten steht nach Einschätzung von Recklinghausens Denkmalpfleger Josef Aulke am Herzogswall 18: mit Marmorsäulen im Erdgeschoss und „mit der ersten Luftheizung im gesamten Stadtgebiet“, so Aulke. Baujahr 1903. Nicht minder schmuck sei auch das Haus an der Hertener Straße 12, das einst Repräsentationsbau der Firma Danz war; einer Fabrik für Karosseriebau.

Jede Menge Geschichte und spannende Geschichten sind mit Häusern wie diesen verbunden. Das gilt auch für die Herner Straße 39a. Dort hatte die Firma Fels ihre Wurzeln. Als das 1912 vom Rechtsanwalt aus dem Kahmen aus Dülken errichtete Haus fertig gestellt war, zog im Erdgeschoss in einem Ladenlokal die Hubertus-Drogerie und im anderen die Firma „Sprechmaschinen u. Radio, Gebr. Fels“ ein. 99 Jahre später ist das denkmalwürdige Geschichte.

Ideelle und steuerliche Vorteile

Was aus architektonischen oder kulturgeschichtlichen Gründen schützenswert ist und aufgenommen werden kann in die Denkmalliste, ist im Denkmalschutzgesetz des Landes NRW festgelegt. In der Stadtverwaltung ist Josef Aulke seit 1993 zuständig für Denkmal- und Stadtpflege. Der 55-jährige Diplom-Architekt lässt anhand von Hinweisen und mit Hilfe einer Liste des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) überprüfen, ob es weitere schützenswerte Gebäude gibt. Dieses „Verzeichnis des zu schützenden Kulturgutes der Stadt Recklinghausen“ aus dem Jahr 1988 arbeite er ab. 279 Positionen gibt es in dieser Liste. Darunter sind auch einige mittlerweile mit einer Negativbeurteilung versehen. In 113 Fällen, so Aulke, wurden Anträge auf die Aufnahme in die Denkmalliste bislang abschlägig beurteilt.

Dass es häufiger als vermutet Anträge von Eigentümern auf einen Eintrag gibt, sei nicht verwunderlich. Dass die Aufnahme in die Denkmalliste nur mit Widrigkeiten, Hindernissen und Kosten verbunden sei, stimme so nicht. Im Gegenteil. „Es gibt auch viele Vorteile.“ Nicht nur ideelle.

Bei Sanierungen von denkmalgeschützten Gebäuden gebe es steuerliche Erleichterungen, die sich nach zwölf Jahren zu mehr als der Hälfte der Investition summierten. „Außerdem sind wir bei Sanierungen sehr entgegenkommend, auch wenn es um Ansprüche geht, die mit neuzeitlichem Wohnen zusammen hängen.“