Recklinghausen/Oer-Erkenschwick. .
Robin Pötter und Marco Evertz sind Wissenschaftler und Weltenbummler. DAAD finanziert Auslandsaufenthalte
In den Semesterferien machen sich zwei junge Männer aus dem Vest auf eine lange Reise. Im Juli wird Marco Evertz aus Oer-Erkenschwick einen Weg von 6757 Kilometern Richtung Dayton, Ohio, auf sich nehmen. Ein Katzensprung für den 25-Jährigen Robin Pötter. Ihn verschlägt es nach Adelaide, 15 784 Kilometer von Recklinghausen entfernt.
Fischfangen am Eriesee und Koala-Streicheln in Australien? Keine Spur. Die Studenten der Fachhochschule Recklinghausen treibt nicht die Entdeckerlust in die Ferne, sondern ihr Forschergeist. Chemiestudent Marco Evertz (21) wird sich für zwei Monate an der Wright State University den Kopf darüber zerbrechen, welchen Einfluss die Oberflächengestalt von Mineralien auf deren chemische Aktivität nimmt. Arbeiten wird er mit einem Rasterkraftmikroskop. Aha, denkt der Laie, spannend der Experte.
Bei Robin Pötter geht es nicht weniger speziell zu. „Ich werde Glasfasern spinnen, Schmelzen ansetzen und natürlich analysieren“, erklärt der angehende Nano- und Materialwissenschaftler. Er wird an „seltenen Erden“ forschen, die später als Lichtwellenleiter für Hochenergie-Laser fungieren sollen. Die Auslandsaufenthalte verdanken die Studenten dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, bei dem sie sich Anfang Januar beworben haben. Das gewährte Stipendium deckt die Lebenshaltungskosten der beiden und zahlt darüber hinaus einen Reisezuschuss.
Hierzu mussten sie ein Motivationsschreiben, einen Lebenslauf, den Notenspiegel und ein Gutachten eines Professors einreichen. „Das hat Prof. Dr. Sybille Planitz-Penno für uns erstellt“, danken die Fachhochschüler ihrer Fachbetreuerin. Auch der FH Recklinghausen zollen sie ein Lob. „Niemand legt uns Steine in den Weg, sogar Klausuren konnten verschoben werden“, berichtet Robin Pötter.
Obwohl Pötter die weitere Reise antritt, hatte Evertz vorweg eher mit der Bürokratie zu kämpfen. „Ich musste für mein Studentenvisum nach Frankfurt fahren und mich auf Tuberkulose testen lassen, damit ich überhaupt im Studentenwohnheim wohnen darf“, erzählt der Erkenschwicker. Wozu die Mühe, wenn man die Semesterferien auch zum Faulenzen nutzen könnte? „20 Prozent unserer Prüfungsleistungen finden im Labor statt – das ist immer noch zu wenig.“ Pötter hält scheinbar wenig vom Däumchen drehen.
„Außerdem macht es sicher bei der Jobsuche einen guten Eindruck, wenn man seine Ferien sinnvoll genutzt hat“, fügt Evertz hinzu. Mit Scheuklappen werden sie die Länder sicher nicht bereisen. Beide wollen im Kontakt mit Land und Leuten ihre Englischkenntnisse verbessern, Evertz im Anschluss an das Praktikum noch weiter reisen. Einziger Wermutstropfen sind die Strohwitwen in der Heimat. Während Evertz’ Freundin den Auslandaufenthalt ganz locker sehe, ist Pötters Herzdame schon etwas schwermütig zumute. „Trotzdem unterstützt sie mich, da sie weiß wie wichtig mir das ist.“
Drei hiesige Studenten werden gefördert
Neben Marco Evertz und Robin Pötter kann sich auch Kommilitonin Linda Dodot (22) über ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austausch-Dienstes freuen. Die Chemie-Studentin aus Gelsenkirchen wird in St. Jones auf Neufundland arbeiten. In der diesjährigen Förderkampagne des DAAD wurden bundesweit 205 Stipendien vergeben. „Auf drei Anträge hat die Hochschulabteilung Recklinghausen drei Zulassungen bekommen“, sagt Prof. Dr. Sybille Planitz- Penno, Fachbetreuerin der drei Studierenden nicht ohne Stolz.