Marl. .
Es ist nur ein winziger Ausschnitt aus dem Aufgabenpaket des Jugendamtes, doch es ist eine extrem teure Aufgabe: Die Unterbringung von Pflegekindern. Im Idealfall findet das Jugendamt eine Familie, die genau zum Kind passt. Und dieser Idealfall ist fast die Regel, berichtet Wolfgang Scherer, Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes der Stadt.
Seit 15 Jahren stellt er die Verbindung her. Wie es geht, weiß er (und seine Familie) aus eigener Erfahrung mit einer Pflegetochter. 119 Kinder und Jugendliche leben derzeit in 110 Marler Familien und können sich in einem intakten Umfeld entwickeln.
„Die frühen Hilfen, die das Jugendamt allen Eltern von Neugeborenen und Kleinkindern im Rahmen des Marler Kinder-Netzwerkes „Marlekin“ anbietet, und die Angebote im Rahmen der Gewaltprävention an Kindergärten und Schulen haben in der Öffentlichkeit einen hohen Bekanntheitswert“, weiß die Jugenddezernentin der Stadt, Dr. Barbara Duka. „Doch andere wichtige Angebote wie der Pflegekinderdienst sind deutlich weniger bekannt.“
Was dazu führt, dass manche Familien falsche Vorstellungen haben. „Pflege“ heißt nicht Adoption. Auch wenn in Wirklichkeit kaum ein Unterschied zu sehen ist. Kinder werden – zu ihrem eigenen Wohl – aus ihrer Familie genommen und in Pflege gegeben. Meist sehr jung und oft bis zum 18. Lebensjahr, manchmal sogar noch länger.
Die Vermittlung eines Kindes in eine Pflegefamilie sei ein Schritt, der wohl überlegt sein müsse und – sofern er gegen den Willen der Eltern geschieht – auch strenge gesetzliche Bestimmungen erfüllen muss. „Unser vorrangiges Anliegen besteht darin, bei familiären Problemen gemeinsam mit Kindern und den Eltern geeignete Wege und Lösungen für ein verträgliches Miteinander und ein familiäres Klima finden, in dem sich Kinder positiv entwickeln können“, erläutert Jugendamtsleiter Volker Mittmann.
Paare, die sich als Pflegeeltern bewerben, werden nach festgelegten Kriterien ausgewählt und anschließend intensiv über vier Monate vorbereitet. Außerdem werden sie noch geschult: Von gewaltfreier Erziehung über Konfliktbearbeitung bis hin zum Spielen mit Kindern.
Gebraucht werden insbesondere „Bereitschaftspfleger“ – Familien, die kurzfristig und für höchstens zwei Monate lang ein Kind betreuen, bis eine passende Pflegefamilie gefunden ist.
Der Bedarf wächst ständig, vor einigen Jahren waren nur rund 80 Kinder in Familien untergebracht, jetzt sind es 120. Als die Kosten explodierten, drängte die Politik massiv auf einer Betreuung in Familien. „Die Entlohnung darf aber nicht das Motiv der Pflegeeltern sein“, mahnt Volker Mittmann. Die optimale, maßgeschneiderte Vermittlung sei das Ziel. „Wichtig“, so Wolfgang Scherer, „ist, dass die Chemie zwischen Kindern und Pflegeeltern stimmt. Ein Pflegekind aufzunehmen ist eine positive Erfahrung, die die meisten Pflegeeltern nicht missen möchten.“
Kontakt: Marlies Telgen-Schniederjann, Tel. 99-2451,
Rita Gellermann 99-2474,
Ursula Brinkforth-Risthaus 99-2440,
Theresia Striepens 99-2492,
Hannelore Weinrich 99-2442,
Wolfgang Scherer 99- 2473.