Herten. .

Pizza, Pommes, Gyros, Döner – im lukullischen Ruhrpott so etwas wie der olympische Vierkampf. Möglichkeiten, Imbissbuden und Lokale, auf die Schnelle für ‘ne kleine Mark den großen Hunger zu vertreiben, gibt’s fast ohne Ende. Übrigens auch richtig gute, wie etwa die „La Gondola“, diese urige kleine Pizzeria, in der Achille Artico (50) am Donnerstag auf den Tag genau seit 25 Jahren verantwortlich am Ofen steht. Tanti auguri, wie der Italiener sagen würde, herzlichen Glückwunsch.

Die Zeiten ändern sich. Früher, da kochte die Mutter. Mal Eintopf (gerne Stielmus oder Linsen), mal Ochsenschwanz- oder Graupensuppe, und sonntags, da gab’s Braten und Kartoffeln mit Soße – zur Feier des Tages, oder weil Schalke gewonnen hatte.

Seit Ende der Siebziger ist das anders, weil Menschen wie Achille Artico irgendwann ihr Herz in beide Hände nahmen und nach Deutschland kamen. Dabei hatte er eigentlich nur keine Lust auf den Militärdienst gehabt.

Als junger Kerl landet Artico in Herten und tut, was andere auch getan hätten. Er sucht Kontakt zu seinen Landsleuten. Bei Emilio Ciprian hilft er, Eis zu verkaufen, beim legendären Lino schafft er als Pizzabäcker. „Bis ich irgendwann merkte, dass die Leute meine Pizza liebten, der Chef aber das dicke Geld verdiente.“

Der Vorteil: Bei Lino lernt Artico seine Herzdame kennen, Petra. Liebe auf den ersten Blick. Hochzeit, Sohn Stefano und ein Jahr später der erste eigene Laden.

„La Gondola“, schon der Name geht runter wie Olivenöl. Artico stammt aus Oderzo, einem kleinen Städtchen in der Provinz Treviso und grob in der Nähe von Venedig. „Zwar bin ich noch nie Gondel gefahren, der Name aber musste einfach sein.“

Die ersten drei Jahre in Süd auf der Ewaldstraße funktionieren so leidlich, nach dem Umzug 1989 zur Westerholter Straße aber läuft’s. Gegenüber auf Schlägel & Eisen ist Kohle zwar ein Auslaufmodell, dann aber kommt Siemens und damit die guten Geschäfte.

Ob er seinen Kunden wie einst der Pate ein Angebot macht, das die nicht ablehnen können, ist unklar. In jedem Fall aber hat Achille Artico bei ganz vielen Menschen mindestens einen Stein im Brett. „Immer lustig, immer lecker“, strahlt etwa Petra Papendick, die regelmäßig vorbeischaut und artig wartet, weil sie bei „La Gondola“ bewusst auf ein Pizzataxi verzichten.

„Ein Renner ist die Hawaii“, grinst Artico, der quasseln kann wie ein Wasserfall und sich gerne „Teigbelegungstechniker“ nennt. „Aber die mit Bananen und Kirschen.“

Über Geschmack, so sieht’s nun mal aus, kann man nicht streiten. Und mit einem wie Achille Artico sowieso nicht. Ein typischer Gastwirt halt, einer, der seine Kunden bei Laune hält, obwohl er, ungewöhnlich für einen Italiener, etwa für Fußball gar nichts übrig hat. Inter, Juve, Milan, „das nehme ich zur Kenntnis“. verliebt aber ist der leidenschaftliche Motorradfahrer in den Rennsport. „Giacomo Agostini oder Valentino Rossi, das waren noch Kerle.“