Herten. .
Hertener Jugendliche präsentieren im Stadtteiltreff der Zeche Scherlebeck ihren Film „Integration hat viele Gesichter“
22 Jugendliche mit beruflichen Startproblemen machen sich seit November 2010 Hand in Hand mit der Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft Rebec auf den Weg in Richtung Ausbildungsstelle. Anstatt mit den 17- bis 23-Jährigen ein Bewerbungsgespräche nach dem anderen durchzuexerzieren, haben sich die Verantwortlichen etwas Neues ausgedacht.
Im Zuge der Eigenproduktion eines Films zum Thema Integration sollten die jungen Hertener im Umgang mit Menschen fit gemacht werden und lernen, ihr eigenes Auftreten zu hinterfragen. „Viele Jugendliche erreicht man eher auf dem kreativen Weg. Gerade solche, die in klassische Systeme nicht reinpassen“, spricht Stefan Promnik, Vorsitzender des Fördervereins für Kunst und Kultur „Artgaffa“, über die Macht der Kreativität. Er und sein Team haben die Gruppe künstlerisch begleitet, sie in Filmen, Tontechnik und Interviewführung geschult. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der frisch gebackene Film „Integration hat viele Gesichter“ dokumentiert die Vielschichtigkeit des Themas und beleuchtet gleichermaßen die Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund in unsere Gesellschaft wie auch das Miteinander von Jung und Alt, sowie die Integration in den Arbeitsmarkt.
Hierzu führten die Jugendlichen Interviews in verschiedenen Hertener Einrichtungen und ließen Waltraud Stücke (vom Evangelischen Kindergarten Gertrudenau), Schulleiter Ludger Müller (Rosa-Parks-Schule), Ulrich Warschkow (Verein Schürmanns Wiese), Melanie Herok (AWO Seniorenzentrum) und Gurdeen Singh (Hertener Gastronom) zum Thema Rede und Antwort stehen. „Integration bedeutet Chancen, gegenseitig vom Anderen zu profitieren“, stellt zum Beispiel Ludger Müller fest. Zwischen 50 und 60 Prozent seiner Schüler haben zumindest Eltern mit Migrationshintergrund. Außerdem arbeiten an der Rosa-Parks-Schule auch Lehrer, die nicht aus Deutschland stammen. „Sie übernehmen eine Vorbildfunktion.“ Integration sei allerdings viel facettenreicher, mahnt der Schulleiter, sie müsse in jeder Gruppe vollzogen werden. „Jeder Mensch hat Stärken, da muss man anknüpfen“, wünscht sich Ludger Müller. Ulrich Warschkow bringt in seinem Gespräch schließlich auf den Punkt, was alle Beteiligten unterstreichen können: „Integration muss man leben“, so sein Schlüssel zu einem gewinnbringenden Miteinander. Einer der Hauptakteure in „Integration hat viele Gesichter“ ist Bürgermeister Uli Paetzel, der den Jugendlichen Auskunft über Integrationsangebote und Stimmungen in Herten gibt. Er selbst hat in Frankreich studiert und musste sich in den Strukturen eines anderen Landes zurecht finden. „Das Thema Integration wird in Frankreich anders diskutiert“, berichtet er im Interview. Dort arbeite man unter der Voraussetzung, dass alle Franzosen sind. „Dahin müssen wir erst noch kommen“, moniert der 39-Jährige. Eine Erkenntnis, die Myriam Wolf aus dem Projekt gezogen hat, ist dass man sich zunächst selbst akzeptieren müsse.
„Mir sind nach dem Film fast die Tränen gekommen“, gesteht die 20-Jährige. „Ich bin einfach stolz darauf, gemeinsam mit anderen etwas auf die Beine gestellt zu haben.“ Die Rechnung von Rebec geht auf: Mit dem Quantum an mehr Selbstsicherheit konnte die Hertenerin bereits einen Praktikumsplatz ergattern.