Recklinghausen. .

Die so blumigen wie düsteren Sprachbilder aus Jean Pauls „Selina oder Über die Unsterblichkeit“ sind keineswegs leicht konsumierbar.

Es geht in diesem Werk der „schwarzen“ Romantik um Tod und Vergänglichkeit, den einsamen Gott, um Seelenwanderung. Der Mensch ist nur ein Teil der Natur.

Andrea Sawatzki hat im ausverkauftem Großen Haus Jean Pauls letztem (fragmentarischen) Roman alle Ehre erwiesen. Denn sie ließ das andächtig-stille Publikum in die Gedankenwelt des vor 185 Jahren verstorbenen „Erfinders“ des Weltschmerzes eintauchen.

Schnörkellos und unprätentiös nahm der bekannte TV- und Kino-Star am Tisch Platz; die 48-Jährige setzte ihre Lesebrille auf und legte los. Ohne große Gesten und mit völligem Verzicht auf Effekthascherei. Minutenlanger Applaus lockte die Künstlerin – auffallend attraktiv und von natürlicher Ausstrahlung – mehrmals wieder auf die Bühne zurück.

„Ich bin begeistert von diesem Publikum, diesen vielen Zuschauern. Ich kann nur Danke sagen, dass die Ruhrfestspiele bei mir angefragt haben“, erklärte Andrea Sawatzki hinterher beim Pressegespräch. Dass sie viel mehr kann als überzeugend eine „Tatort“-Kommissarin zu spielen, ist bekannt. Neben weiteren Auszeichnungen, darunter ein Grimme-Preis, erhielt sie 2009 den Deutschen Vorlesepreis - für ihr Lebenswerk. Ihre zahlreichen Hörbücher („Glennkill“, „Gut gegen Nordwind“, die Donna-Leon-Romane) sind Bestseller.

Aktuell ist Andrea Sawatzki mit aufwendigen Dreharbeiten zu der internationalen Produktion „Die Borgias“ beschäftigt und steht mit Jeremy Irons vor der Kamera. Und die Ruhrfestspiele? „Ich würde sehr gerne wiederkommen.“